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01.04.2009, 10:43:23 / No Nato

Zielgruppe erweitert

Von Frank Brunner

+++ Die junge Welt findet neue Leser. Polizei studiert die »no nato«-Beilage unserer Zeitung. Langzeitwirkungen noch unerforscht +++

Frisch gedruckt – und schon heiß begehrt. Eigentlich sollte die »no nato«-Beilage der jungen Welt erst zur heutigen Eröffnung des Internationalen Camps der Gegner des NATO-Jubiläumsgipfels verteilt werden. Doch bereits am gestrigen Dienstag stießen die zwölf Seiten auf reges Interesse. Wenn auch nicht beim anvisierten Publikum.

Es ist Dienstag kurz nach 16 Uhr, als der Kleinbus unseres Verlags in der Nähe der fränkischen Stadt Hof zum ersten Mal aufgehalten wird. Am Morgen waren die beiden jW-Mitarbeiter in Berlin gestartet, um die Beilage pünktlich zu Beginn der Anti-Nato-Proteste im Strasbourger Camp zu verteilen. Doch kurz hinter der ehemaligen »innerdeutschen« Grenze überholt sie ein Wagen der Bundespolizei und läßt stoppen. »Fahrzeugkontrolle«, murmelt einer der beiden Beamten. Im Wageninneren stoßen sie auf die Zeitungspacken mit unserer Beilage. »Wir müssen das jetzt erstmal durchsehen, um sicherzugehen, daß darin keine strafbaren Inhalte enthalten sind«, heißt es. Dann verschwinden sie zur Lektüre erst mal in ihrem Fahrzeug. Anscheinend bleiben auch danach Fragen offen. Ob weitere Zeitungsleute unterwegs seien und wo sich der presserechtlich verantwortliche Redakteur gerade befindet, interessiert die Ordnungshüter. So viele Fragen, so wenige Antworten. Also fordern die Beamten Unterstützung an.

Nach einiger Zeit trifft die Verstärkung in Gestalt zweier ranghöherer Uniformträger ein. »junge Welt? Kennen wir doch, das ist in Ordnung.«, erkennt ganz richtig einer der beiden Polizisten. Nicht, ohne zuvor ebenfalls gründlich das Blatt zu studieren. Der Bulli darf seine Fahrt fortsetzen. Vorerst. Ein paar hundert Kilometer weiter, in einem kleinen Dorf bei Kehl, wiederholt sich das Ritual: Unsere Leute werden rausgewunken, die Polizei gönnt sich eine Lesepause und beschlagnahmt zwei Exemplare. Dann geht die Fahrt weiter. 

Liebe Leserinnen und Leser, wenn auch Sie wissen wollen, womit wir deutsche Polizisten weiterbilden, sollten Sie heute die junge Welt lesen. Und auch für Sie gibt es die Beilage gratis dazu.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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