Schikanen in Strasbourg
Von Frank BrunnerFast jede Nacht, sagt Maria, kreisen die Polizeihelikopter über den Zelten des Camps, das die Gegner des NATO-Gipfeltreffens derzeit in der Nähe von Strasbourg errichten.
»Die Hubschrauber fliegen absichtlich tief und manchmal schweben sie mit eingeschalteten Scheinwerfern direkt über unserem Lager, und das ist nur eine von vielen Provokationen der Polizei«, erzählt Maria auf einer provisorischen Pressekonferenz.
Etwa 800 Politaktivisten sind bis gestern nachmittag auf der riesigen Ackerfläche an der Rue de la Ganzau im Strasbourger Ortsteil Neuhof eingetroffen. Die Organisatoren rechnen bis Samstag mit einigen tausend Menschen, die am Protestcamp teilnehmen wollen. Unterteilt ist das Lager in mehrere »Barrios«, das sind kleine Zeltstädte innerhalb des Camps.
Unerwünscht sind im Camp die Vertreter der Staatsmacht. Mindestens zehn Menschen sei bisher die Reise von Deutschland nach Frankreich verweigert worden, berichten Campbewohner. »Die Regierungen wollen einfach keinen Protest gegen ihre Politik zulassen«, kritisiert Campbewohnerin Marie.
Am heutigen Abend soll das Camp mit einem Kulturprogramm offiziell eröffnet werden. Maria befürchtet, daß die Repressionen der Sicherheitskräfte danach erst richtig losgehen.
Den vollständigen Bericht finden Sie in unserer Ausgabe vom Donnerstag.
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