Vladimiro Giacché (geb. 1963) ist Wirtschaftswissenschaftler und Finanzfachmann. Er studierte in Pisa und in Bochum Wirtschaftswissenschaften und absolvierte an der Scuola Normale Superiore ein Zusatzstudium in Philosophie. Von 1995 bis 2006 war er für Mediocredito Centrale, eine staatliche Bank für die Entwicklung des südlichen Italiens, tätig und dort u. a. für die interne Revision verantwortlich. In dieser Zeit leitete er für die italienische Fernsehgesellschaft RAI zugleich das Programm »Multimediale Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaft«. Seit 2007 ist er Partner der Finanzgruppe Sator in Rom und auch dort für die interne Revision verantwortlich. Er arbeitet als Präsident des Zentrums für Europa-Forschungen (Centro Europa Ricerche) in Rom und ist Mitglied des Verwaltungsrates der Banca Profilo S.p.A.
Giacché ist Autor zahlreiche Bücher zu Wirtschaftswissenschaften und Philosophie, zuletzt: »Lenin: Economia della rivoluzione« (2014, deutsche Ausgabe 2018 unter dem Titel: »Lenins ökonomisches Denken nach der Oktoberrevolution«). Er veröffentlichte zahlreiche Artikel in Zeitungen und Zeitschriften Italiens und des Auslands. Am 5. Mai 2018 schrieb er in der jW-Beilage zum 200. Geburtstag von Karl Marx über »Traumwelt der Kapitalisten. Der tendenzielle Fall der Profitrate und die heutige Krise oder: Die Wiederkehr der ›säkularen Stagnation‹«. (as)
Porträt des kubanischen Musikers Eduardo Sosa, der im Januar bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin zu Gast sein wird
Volker Hermsdorf
Der Liedermacher Eduardo Sosa ist weltweit gefragt, kehrt aber am liebsten zu seinen Wurzeln zurück, wie er im Herbst nach einer Tour durch Dörfer und Städte im Osten Kubas erklärte. Sein bekanntester Titel »A mi me gusta, Compay«, das Lieblingslied von Che Guevaras Tochter Aleida, beginnt mit der Zeile »Ich lebe gerne hier, wo ich lebe«. Sosa wählte dafür den Stil einer Guaracha, die in Kuba lange zur Musik der benachteiligten sozialen Schichten gehörte.
Sosa wohnt seit einigen Jahren in Havanna, aber es zieht ihn immer wieder in den »Oriente«, wie die Ostprovinzen in Kuba genannt werden, und dort besonders zu den Menschen, die selten in Konzertsäle gehen. Musik sei Teil der kulturellen Identität seines Landes, sagte er 2015 in einem jW-Interview. »Wenn ein Land seine Kultur verliert, existiert es nicht mehr.« Dagegen lohnt der Kampf: »Als Musiker will ich die kubanische Musik verteidigen und bekanntmachen«.
Vorzugsweise setzt Sosa auf kubanische Rhythmen wie den Son, den Bolero oder die Guaracha, auch wenn sein Repertoire genauso Balladen und Blues umfasst. Er stand mit dem spanischen Weltstar Ana Belén auf der Bühne und mit kubanischen »Trovadores« wie Pablo Milanés oder Silvio Rodríguez. Er tourte durch Lateinamerika und Europa, repräsentierte sein Land auf den Weltfestspielen der Jugend in Caracas (2005), Quito (2013) und Sotschi (2017).
Geboren wurde er am 18. April 1972 im Municipio Mayari, einer an Santiago de Cuba grenzenden Region im Osten. Berühmteste Söhne des Municipios sind die Brüder Fidel und Raúl Castro, die auf dem väterlichen Gutshof im Dorf Birán zur Welt kamen. Im »Oriente« verbinden sich die revolutionären Traditionen der »Mambises« aus den Unabhängigkeitskriegen gegen die spanische Kolonialherrschaft mit der traditionellen kubanischen Musik.
Wie sein großes Vorbild Miguel Matamoros, ein legendärer Komponist, Sänger und Bandleader, ist Sosa Autodidakt. Inspiriert durch seine Großmutter sei die Musik seine vielleicht größte Liebe geworden, sagt er. »Ich habe als Kind gern gesungen und wollte mich dazu auf der Gitarre begleiten. Ein Nachbarsjunge zeigte mir einen Akkord, ein Freund dann einen anderen.« Eine Musikschule hat Sosa, der einen Hochschulabschluss als Lehrer besitzt, nie besucht. Aber mit zwölf ist er schon auf Veranstaltungen von Studentenorganisationen aufgetreten, später gewann er als Mitglied des Studentenverbandes FEU zahlreiche Preise. Zum Profi wurde Sosa als Gründungsmitglied des Duos »Potrova« ab 1997. Fünf Jahre lang hatten er und Ernesto Rodríguez Alvarez große Erfolge mit modernen Arrangements traditioneller kubanischer Musik, zwei Aufnahmen erscheinen beim Major-Label EMI.
Nach der Auflösung des Duos im Jahr 2002 widmete sich Sosa verstärkt der »Trova« und entwickelte sich solo weiter. 2017 erhielt er für sein Album »Como si fueran mías« den renommierten Schallplattenpreis »Premio Cubadisco«. Er will das nachlassende Interesse der jüngeren Generation »an unseren Ursprüngen« wecken: »Wir sollten neue Einflüsse integrieren, aber dabei dürfen unsere Wurzeln nicht verloren gehen.«
Die 21jährige Sängerin Annie Garcés, die mit Sosa im Herbst auf Tour durch den Osten Kubas war, ist eine Vertreterin der jungen Musikergeneration, die der Liedermacher dabei im Sinn hat. Beide waren gemeinsam auch an der Einspielung von Raúl Torres’ Komposition »Cabalgando con Fidel« beteiligt. Nach dem Tod des Revolutionsführers Fidel Castro wurde die Aufnahme in 40 Stunden – ohne Pause – in den Abdala-Studios von Havanna gemacht. »Ich fühlte mich sehr bewegt und emotional aufgewühlt, dass sie mich gebeten hatten mitzuwirken«, sagte Annie Garcés, die jüngste beteiligte Interpretin.
Eduardo Sosa sieht in dem spontan und kollektiv aufgenommenen »Cabalgando con Fidel« eine Bestätigung seiner künstlerischen Vorstellungen. Das Lied sei kein Pamphlet. »Und obwohl uns die Zeit im Nacken saß, wollten wir unbedingt Musiker verschiedener Generationen und Genres dabei haben«. Geschichte und Wirken Fidels bewegen Generationen. Menschen aller Altersgruppen teilen seine Ansichten, Bestrebungen und Träume. »Fidel besaß unbestreitbar menschliche Größe, war als Führer dieses Landes angesehen und war für viele andere Teile der Welt Orientierung und Impulsgeber«, sagt Sosa. »Cabalgando con Fidel« sei ein aufrichtiges Lied: »Ich identifiziere mich mit seiner Aussage.« Am 12. Januar ist der Liedermacher Eduardo Sosa Gast der XXIV. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin.
Nieves Iliana Hernández, Abel Prieto und Eduardo Sosa sind Ehrengäste aus Kuba
Im Januar vor 100 Jahren gelang es der Reaktion, die Novemberrevolution in Deutschland militärisch abzuwürgen, dem Blutbad fielen auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zum Opfer. Im Januar vor 60 Jahren gelang es der Reaktion nicht, die Kubanische Revolution der Frauen und Männer um Fidel Castro und Che Guevara zu verhindern. Auch Überfälle, Blockaden, Boykott, Lüge und Hetze konnten nicht verhindern, dass das kubanische Volk bis heute an der Revolution festhält. Selbst als das sozialistische Weltsystem wegbrach und Kuba wegen großer ökonomischer Probleme vor riesigen Herausforderungen stand, hielt die rote Insel stand. Kuba ist und bleibt für uns ein Ansporn, selbst unter härtesten Bedingungen unnachgiebig für eine gerechte Welt zu kämpfen. Deshalb haben wir schon vor einem Jahr beschlossen, auf der kommenden Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 12. Januar 2019 den 60. Jahrestag der Kubanischen Revolution mit einer einstündigen Manifestation zu feiern und den kubanischen Genossinnen und Genossen zu danken.
Seit wenigen Tagen steht nun das Programm für die Manifestation fest. Es ist uns eine ganz besondere Ehre und Freude, dass wir unseren Leserinnen und Lesern eine hochkarätige Delegation aus Kuba ankündigen können: Mit dem Liedermacher und Sänger Eduardo Sosa kommt ein beliebter Musiker der Insel, mit Nieves Iliana Hernández die Europaverantwortliche der internationalen Abteilung des ZK der Kommunistischen Partei Kubas und mit Abel Prieto ein Schriftsteller, der viele Jahre hindurch Kulturminister des Landes und Berater von Raúl Castro war. Sie werden darüber berichten, mit welchen Anstrengungen die Kubanische Revolution weiterentwickelt wird und welche Rolle die Kultur in den revolutionären Prozessen spielt.
Die Manifestation mit Liedern, Vortrag und Diskussion findet am späteren Nachmittag des 12. Januar im großen Saal des Mercure-Hotels MOA statt. Schon morgens wird um 10.20 Uhr die kubanische Band Proyecto Son Batey durch die Veranstaltungsräume in den großen Versammlungsraum ziehen, wo um 11 Uhr die Konferenz eröffnet wird. Beendet wird sie mit dem gemeinsamen Singen der »Internationale« um 20 Uhr im selben Saal, danach darf in der Lounge mit Mojitos zu den Klängen der Band weitergefeiert werden (falls man nicht lieber an der Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Feier der DKP im Hause teilnehmen will).
Besuchern der Rosa-Luxemburg-Konferenz empfehlen wir, sich rechtzeitig in der jW-Ladengalerie oder über das Onlineformular das Einlassbändchen zu bestellen. Das erspart lange Wartezeiten an der Tageskasse. Dort wird es – wenn überhaupt – nur noch Restkarten geben: Bis heute wurden bereits 1.100 verkauft.
Dietmar Koschmieder (Verlag 8. Mai), Stefan Huth (junge Welt), Susann Witt-Stahl (Melodie & Rhythmus), Simon Zeise (LPG junge Welt eG)