75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 4. Juli 2024, Nr. 153
Die junge Welt wird von 2819 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Leserbrief verfassen

Betr.: Artikel Union will Ukrainer opfern

Artikel »Union will Ukrainer opfern« einblenden / ausblenden

Union will Ukrainer opfern

Jugendverband für Entzug von Schutzstatus. Fraktion lässt prüfen

Aus Sicht des CDU-Jungkadervereins können im NATO-Stellvertreterkrieg gegen Russland offenbar nicht genug Ukrainer geopfert werden. Der Vorsitzende der »Jungen Union«, Johannes Winkel, hat sich dafür ausgesprochen, männlichen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine im wehrfähigen Alter Sozialleistungen zu verweigern und den EU-Schutzstatus zu entziehen. Die Männer, die sich vor dem Töten und Getötetwerden in die BRD retten konnten, »sollten in Deutschland gar keinen Schutzanspruch haben, sondern ihr Land verteidigen«, urteilte Winkel gegenüber dem Springerblatt Welt vom Mittwoch. Der Ukraine Waffen und Munition zu liefern, ihr aber Soldaten vorzuenthalten, sei »geradezu zynisch«.

Die Unionsfraktion im Bundestag ist in der Sache schon über »geradezu zynische« Wortmeldungen hinaus tätig geworden, wie das Blatt kolportierte. Demnach lasse die von Friedrich Merz (CDU) geführte CDU/CSU-Fraktion prüfen, ob aufgrund der bestehenden Rechtslage ukrainischen Geflüchteten ein anderer Status zuerkannt werden kann. Sie hätten dann nach einem sogenannten Rechtskreiswechsel keinen Anspruch mehr auf staatliche Leistungen, die das Grundrecht auf Existenzsicherung gewährleisten sollen. Das demnach in Auftrag gegebene Gutachten solle nach Angaben aus Fraktionskreisen im August vorliegen.

Winkels Vorstoß erfolgte im Fahrwasser des CSU-Landesgruppenchefs im Bundestag, Alexander Dobrindt. Dieser hatte gegenüber Bild am Sonntag gefordert, ukrainische Kriegsflüchtlinge in ihr Herkunftsland abzuschieben, die in Deutschland keiner Erwerbsarbeit nachgehen. »Es muss jetzt über zwei Jahre nach Kriegsbeginn der Grundsatz gelten: Arbeitsaufnahme in Deutschland oder Rückkehr in sichere Gebiete der Westukraine.«

Dobrindts demagogische Behauptung, wonach es im Westen der Ukraine »sichere« Gebiete gebe, hatte die Bundesregierung postwendend zurückgewiesen. Die russischen Streitkräfte würden Ziele sowohl in der Ost- als auch der Westukraine angreifen, hatte ein Außenamtssprecher am Montag in Berlin erklärt. »Von daher wüsste ich jetzt nicht, wo es einen sicheren Ort in der Ukraine geben sollte.« Justizminister Marco Buschmann (FDP) äußerte gegenüber der Rheinischen Post vom Mittwoch Zweifel daran, »ob Herr Dobrindt im Blick hatte, was verfassungs- und europarechtlich möglich ist«. Dem FDP-Politiker sei wichtiger, die Arbeitskraft möglichst vieler ukrainischer Geflüchteter »schneller« deutschen Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

In der Ukraine war derweil zuletzt eine Gruppe von 47 Männern bei dem Versuch gescheitert, mit Kleinbussen das Land zu verlassen und so dem Kriegsdienst zu entfliehen, wie ukrainische Behörden laut Tagesspiegel (Mittwochausgabe) am Dienstag mitteilten. Weitere 53 Kriegsdienstverweigerer seien auf dem Weg zu einem Sammelpunkt festgesetzt worden. Offiziellen Angaben zufolge würden täglich Dutzende versuchen, aus der Ukraine zu fliehen.

Leserbriefe müssen redaktionell freigeschaltet werden, bevor sie auf jungewelt.de erscheinen. Bitte beachten Sie, dass wir die Leserbriefe Montags bis Freitags zwischen 10 und 18 Uhr betreuen, es kann also einige Stunden dauern, bis Ihr Leserbrief freigeschaltet wird.

Sie erklären sich damit einverstanden, dass wir dessen Inhalt ggfls. gekürzt in der gedruckten bzw. Online-Ausgabe der Tageszeitung junge Welt und in sog. sozialen Netzwerken wiedergeben können. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Die junge Welt behält sich Kürzung Ihres Leserbriefs vor.

Bitte beachten Sie unsere Netiquette (einblenden / ausblenden)

Netiquette

Liebe Leserin, lieber Leser,

bitte beachten Sie die folgenden Hinweise für Ihre Beiträge zur Debatte.

Ihr Leserbrief sollte sich auf das Thema des Artikels beziehen. Veröffentlicht wird Ihr Beitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnortes. Nachname und Wohnort können abgekürzt werden. Bitte denken Sie daran, dass Ihr Text auch nach Jahren noch im Internet auffindbar sein wird. Wir behalten uns eine redaktionelle Prüfung vor, ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Für uns und unsere Leser sind Ihre eigenen Argumente interessant. Texte anderer sollen hier nicht verwendet werden. Bitte bleiben Sie auch im Meinungsstreit höflich. Schmähungen oder Schimpfwörter, aggressive oder vulgäre Sprache haben hier keinen Platz. Denken Sie daran: »Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.« (Bertolt Brecht)

Äußerungen, die als diskriminierend, diffamierend oder rassistisch aufgefasst werden können, werden nicht toleriert. Hinweise auf kommerzielle Angebote jeder Art sind ausdrücklich nicht gewünscht. Bitte achten Sie auf die Orthografie und bitte nicht »schreien«: Beiträge, die in Großbuchstaben abgefasst wurden, werden von uns gelöscht.

Die Moderation bedeutet für unsere Redaktion einen zusätzlichen Aufwand: Leserbriefe zu älteren Artikeln sind deshalb nur befristet möglich. Außerdem kann es etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis die Redaktion Ihren Leserbrief bearbeiten kann, dafür bitten wir um Verständnis. Orthografische Änderungen durch die Moderation machen wir nicht kenntlich, Streichungen mit eckigen Klammern.

Viel Freude am Debattieren!