75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 4. Juli 2024, Nr. 153
Die junge Welt wird von 2819 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Leserbrief verfassen

Betr.: Artikel Tarifeinigung in Druckindustrie

Artikel »Tarifeinigung in Druckindustrie« einblenden / ausblenden

Tarifeinigung in Druckindustrie

Verdi einigt sich mit Bundesverband Druck und Medien auf 7,8 Prozent bei Laufzeit von 29 Monaten

Nach hartem Ringen und etlichen Streiks gibt es seit der vergangenen Woche ein Ergebnis der Verhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und dem Bundesverband Druck und Medien (BVDM) über tarifliche Entgelterhöhungen für die rund 110.000 gewerblichen Beschäftigten in der Druckindustrie. Insgesamt 7,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt, allerdings verteilt auf drei Tranchen über einen Zeitraum von 29 Monaten beinhaltet das Tarifergebnis, auf das sich Gewerkschaft und Verband in der sechsten Verhandlungsrunde am 21. Juni in Nürnberg verständigten.

Verhandlungsführerin Rachel Marquardt sah in dem Abschluss »Licht und Schatten«: So sei die »dauerhaft wirksame Lohnerhöhung um insgesamt 7,8 Prozent für die Kolleginnen und Kollegen in der Druckindustrie sowie die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen« positiv zu bewerten. Negativ sei allerdings die lange Laufzeit von fast zweieinhalb Jahren. Zum 1. Juli werden die Entgelte um 3,9 Prozent, dann ein Jahr später um weitere zwei Prozent sowie zum 1. März 2026 um nochmals 1,9 Prozent erhöht.

Die Auszubildenden bekommen in zwei Schritten jeweils sechs Prozent mehr Geld. Damit wolle der BVDM die »Attraktivität der Ausbildungsberufe in der Druck- und Medienbranche« steigern und »den Fachkräftebedarf der Unternehmen nachhaltig« sichern, heißt es in einer Erklärung des Verbandes. Außerdem wurde vereinbart, dass niemand mehr unter 13 Euro pro Stunde an Grundgehalt verdient.

Nach Abwägung der Vor- und Nachteile des Ergebnisses habe sich die Verdi-Verhandlungskommission entschieden, den Gewerkschaftsmitgliedern die Annahme der Tarifvereinbarung zu empfehlen, erklärte Verhandlungsführerin Marquardt. Immerhin sei es gelungen, den bundesweiten Flächentarifvertrag zu erhalten, den der BVDM zuvor in Frage gestellt hatte. Bis zum Ende der Erklärungsfrist am 19. Juli soll nun in den Streik- und Aktionsbetrieben über das ausgehandelte Ergebnis diskutiert werden. Die Verdi-Mitglieder sollen ihre Meinung dazu kundtun. Letztlich entscheidet die Tarifkommission der Gewerkschaft über Annahme oder Ablehnung der Vereinbarung. Sollte der Tarifvertrag in Kraft treten, wäre er erstmals zum 31. Juli 2026 kündbar.

Gemessen daran, dass Verdi ursprünglich 12 Prozent mehr Entgelt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert hatte, erscheint das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Allerdings hatte der BVDM in den vorangegangenen Verhandlungsrunden lange Zeit nur Minierhöhungen von drei Prozent innerhalb von zwei Jahren offeriert. Der Verband hatte dabei regelmäßig auf die schwache Auftragslage der Branche hingewiesen. In den zurückliegenden fünf Jahren sei die Produktion in der Druckindustrie um ein Drittel gesunken, die Arbeitsproduktivität pro Beschäftigten habe sich wegen der schlechten Auslastung um 15,4 Prozent verringert.

Man wolle die Belegschaften halten, könne sich aber »unverhältnismäßig hohe Lohnkosten nicht mehr leisten«, erklärte der BVDM. Dass die Beschäftigten selbst keinen Einfluss auf die Auslastung ihres Betriebes haben, überging der Verband. Ohne wiederholte Streiks vor allem in großen Zeitungsdruckereien hätte es keine Annäherung gegeben, betonte die Gewerkschaft. Noch in der fünften Verhandlungsrunde Anfang Juni hätte der Verband der Druckunternehmen kein neues Angebot vorgelegt und Verdi zum Verzicht aufgefordert.

Nach den »schmerzhaften Reallohnverlusten der letzten Jahre« brauchten die Kolleginnen und Kollegen einen Tarifabschluss, »der die Löhne deutlich erhöht«, hatte Rachel Marquardt vor der sechsten Verhandlungsrunde klargestellt. Um den Druck auf die andere Seite zu verstärken, wurden die Streiks noch einmal deutlich ausgeweitet. Der Schwerpunkt des Arbeitskampfes lag im Süden der Bundesrepublik, wo es mehrfach Warnstreiks gab, was sich bei den Lesern in dünneren Ausgaben und veränderter Seitenanordnung der Zeitungen bemerkbar machte.

Leserbriefe müssen redaktionell freigeschaltet werden, bevor sie auf jungewelt.de erscheinen. Bitte beachten Sie, dass wir die Leserbriefe Montags bis Freitags zwischen 10 und 18 Uhr betreuen, es kann also einige Stunden dauern, bis Ihr Leserbrief freigeschaltet wird.

Sie erklären sich damit einverstanden, dass wir dessen Inhalt ggfls. gekürzt in der gedruckten bzw. Online-Ausgabe der Tageszeitung junge Welt und in sog. sozialen Netzwerken wiedergeben können. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Die junge Welt behält sich Kürzung Ihres Leserbriefs vor.

Bitte beachten Sie unsere Netiquette (einblenden / ausblenden)

Netiquette

Liebe Leserin, lieber Leser,

bitte beachten Sie die folgenden Hinweise für Ihre Beiträge zur Debatte.

Ihr Leserbrief sollte sich auf das Thema des Artikels beziehen. Veröffentlicht wird Ihr Beitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnortes. Nachname und Wohnort können abgekürzt werden. Bitte denken Sie daran, dass Ihr Text auch nach Jahren noch im Internet auffindbar sein wird. Wir behalten uns eine redaktionelle Prüfung vor, ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Für uns und unsere Leser sind Ihre eigenen Argumente interessant. Texte anderer sollen hier nicht verwendet werden. Bitte bleiben Sie auch im Meinungsstreit höflich. Schmähungen oder Schimpfwörter, aggressive oder vulgäre Sprache haben hier keinen Platz. Denken Sie daran: »Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.« (Bertolt Brecht)

Äußerungen, die als diskriminierend, diffamierend oder rassistisch aufgefasst werden können, werden nicht toleriert. Hinweise auf kommerzielle Angebote jeder Art sind ausdrücklich nicht gewünscht. Bitte achten Sie auf die Orthografie und bitte nicht »schreien«: Beiträge, die in Großbuchstaben abgefasst wurden, werden von uns gelöscht.

Die Moderation bedeutet für unsere Redaktion einen zusätzlichen Aufwand: Leserbriefe zu älteren Artikeln sind deshalb nur befristet möglich. Außerdem kann es etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis die Redaktion Ihren Leserbrief bearbeiten kann, dafür bitten wir um Verständnis. Orthografische Änderungen durch die Moderation machen wir nicht kenntlich, Streichungen mit eckigen Klammern.

Viel Freude am Debattieren!