75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 4. Juli 2024, Nr. 153
Die junge Welt wird von 2819 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Leserbrief verfassen

Betr.: Artikel Gegenwind für Sánchez

Artikel »Gegenwind für Sánchez« einblenden / ausblenden

Gegenwind für Sánchez

Spanien: Sozialdemokraten bleiben allein im Parlament mit Sonderweg für frühere Kolonie Westsahara

Spaniens Kongress hat Ministerpräsident Pedro Sánchez und seinem sozialdemokratischen PSOE vergangene Woche eine deutliche Klatsche erteilt. Alle andere Parteien, von links bis rechts inklusive der regionalen Unabhängigkeitsbefürworter, haben für eine Resolution gestimmt, nach der Spanien im Westsahara-Konflikt zum Standpunkt der Neutralität zurückkehren solle. Enthalten haben sich die sozialdemokratische Republikanische Linke Kataloniens (ERC) und das immer näher an PSOE-Positionen heranrückende baskische Bündnis Bildu. Der Podemos-Abgeordnete Javier Sánchez beschwor die »historische Verantwortung« Spaniens für seine alte Kolonie und nannte es eine »Schande«, dass der Ministerpräsident »den Autonomieplan Marokkos akzeptiert« habe. Dieser Schritt stehe in klarem Widerspruch zur Beschlusslage der UNO, die vorsieht, dass die Sahrauis (Bewohner der Westsahara, jW) frei in einem Referendum über ihre Zukunft abstimmen.

Auch aus den Reihen der eigenen Regierungskoalition erntete der PSOE Kritik. Die Abgeordnete des links-grünen Bündnisses Sumar, Tesh Sidi, die selbst aus der Westsahara stammt, prangerte an, dass der PSOE die »koloniale Besetzung« der Westsahara durch Marokko »unter den Teppich kehre«. Als der PSOE 2022 seinen Kurswechsel verkündet habe, sei sie überrascht gewesen. Sie vertrete nicht nur eine Partei, sondern auch die Position ihres Volkes, das wegen der »Untätigkeit dieses Parlaments in den letzten 50 Jahren frustriert« sei. Sánchez wolle offenbar, dass die Sahrauis unter marokkanischer Besetzung leben. Dann könne er auch verlangen, »dass die Ukraine eine russische Provinz oder Palästina eine autonome Region im zionistischen Staat wird«. Mit Marokko könne man nicht verhandeln, weil es dabei immer »eine Waffe auf dem Tisch« – zum Beispiel beim Thema Migration – liegen habe. Eine »progressive Regierung« könne nicht die Palästinenser unterstützen und die Westsahara vergessen. Laut der Onlinezeitung El Independiente hat Sánchez’ Entscheidung auch dazu geführt, dass vier von 15,5 Millionen Euro, die im Haushalt von 2023 als Hilfen für sahrauische Flüchtlinge vorgesehen waren, nicht ausgezahlt wurden.

Dass der Kurswechsel der PSOE in Verbindung mit dem »Pegasus«-Spionageskandal steht, wird derweil immer offensichtlicher. In der Debatte über die Resolution am Donnerstag vergangener Woche betonte Rafael Hernando, stellvertretender Sprecher der rechtskonservativen Volkspartei (PP), daran, dass nicht weniger als die Telefone des Premierministers, der Verteidigungsministerin Margarita Robles und des Innenministers Fernando Grande-Marlaska von Marokko abgehört worden sein sollen. Der Independiente erinnerte auch daran, dass die Spionage nicht nur in Spanien stattfand, sondern auch in Frankreich, wo der französische Präsident Emmanuel Macron, Premierminister Édouard Philippe und mehrere Minister »von den marokkanischen Geheimdiensten als potentielle Überwachungsziele des israelischen Spionagesoftwareprogramms ausgewählt« worden seien. Der Fall soll sowohl in Spanien als auch in Frankreich von der Justiz neu aufgerollt werden.

Leserbriefe müssen redaktionell freigeschaltet werden, bevor sie auf jungewelt.de erscheinen. Bitte beachten Sie, dass wir die Leserbriefe Montags bis Freitags zwischen 10 und 18 Uhr betreuen, es kann also einige Stunden dauern, bis Ihr Leserbrief freigeschaltet wird.

Sie erklären sich damit einverstanden, dass wir dessen Inhalt ggfls. gekürzt in der gedruckten bzw. Online-Ausgabe der Tageszeitung junge Welt und in sog. sozialen Netzwerken wiedergeben können. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Die junge Welt behält sich Kürzung Ihres Leserbriefs vor.

Bitte beachten Sie unsere Netiquette (einblenden / ausblenden)

Netiquette

Liebe Leserin, lieber Leser,

bitte beachten Sie die folgenden Hinweise für Ihre Beiträge zur Debatte.

Ihr Leserbrief sollte sich auf das Thema des Artikels beziehen. Veröffentlicht wird Ihr Beitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihres Wohnortes. Nachname und Wohnort können abgekürzt werden. Bitte denken Sie daran, dass Ihr Text auch nach Jahren noch im Internet auffindbar sein wird. Wir behalten uns eine redaktionelle Prüfung vor, ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.

Für uns und unsere Leser sind Ihre eigenen Argumente interessant. Texte anderer sollen hier nicht verwendet werden. Bitte bleiben Sie auch im Meinungsstreit höflich. Schmähungen oder Schimpfwörter, aggressive oder vulgäre Sprache haben hier keinen Platz. Denken Sie daran: »Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.« (Bertolt Brecht)

Äußerungen, die als diskriminierend, diffamierend oder rassistisch aufgefasst werden können, werden nicht toleriert. Hinweise auf kommerzielle Angebote jeder Art sind ausdrücklich nicht gewünscht. Bitte achten Sie auf die Orthografie und bitte nicht »schreien«: Beiträge, die in Großbuchstaben abgefasst wurden, werden von uns gelöscht.

Die Moderation bedeutet für unsere Redaktion einen zusätzlichen Aufwand: Leserbriefe zu älteren Artikeln sind deshalb nur befristet möglich. Außerdem kann es etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis die Redaktion Ihren Leserbrief bearbeiten kann, dafür bitten wir um Verständnis. Orthografische Änderungen durch die Moderation machen wir nicht kenntlich, Streichungen mit eckigen Klammern.

Viel Freude am Debattieren!