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Gegründet 1947 Sa. / So., 07. / 8. September 2024, Nr. 209
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Berichte

Berichte der Generalversammlung/Vollversammlungen der LPG junge Welt eG

Sonnabend, 29. Juni 2024 (jW-Ausgabe 1. Juli 2024)

Zeitung vor schweren Zeiten

Vollversammlung der Genossenschaft LPG. Ökonomischer und politischer Lagebericht

Eine turnusgemäße Versammlung in bewegter Zeit. Als Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer der Verlag 8. Mai GmbH, seinen Jahresbericht vortrug, fiel irgendwann dieser Satz: »Wir befinden uns in turbulenten Gewässern und wir geraten in Stürme.« Dafür müssten sich Zeitung und Genossenschaft wappnen. Nicht ganz 60 Genossinnen und Genossen waren am Sonnabend in Berlin zur ordentlichen Vollversammlung der Linke Presse Verlags-, Förderungs- und Beteiligungsgenossenschaft junge Welt eG zusammenkommen. Der LPG-Vorsitzende Michael Sommer rief den Teilnehmern die Bedeutung der maßgeblichen Eigentümerin der Tageszeitung in Erinnerung: »Ohne Genossenschaft keine junge Welt«. Sie sei gewissermaßen »unsere Hausbank«, die weiter gestärkt werden müsse. Stagnierten im Verlauf des Jahres 2023 die Mitgliederzahlen, konnten sie jüngst, nicht zuletzt dank der Kampagne »Aktion 3.000«, deutlich gesteigert werden. »Werbt neue Mitglieder«, war denn auch Sommers Schlussappell.

Ergibt sich die Stärke der Genossenschaft aus einer gewachsenen Mitgliederzahl, sind Abonnements als Haupteinnahmequelle für die junge Welt überlebensnotwendig. Die gedruckte Tageszeitung bleibe dabei sehr wichtig, und dies durchaus gegen den Trend, wenn etwa beim Tagesspiegel, bei Taz und ND mehr oder weniger offen darüber nachgedacht werde, die Printausgabe einzustellen, führte Koschmieder aus. Für den Verlag konnte er für das Geschäftsjahr 2023 einen leichten Überschuss vermelden, die ökonomische Lage sei momentan stabil. Probleme gebe es vielmehr von der politischen Seite.

Neben einer immer weiter geschwächten Linken in diesem Lande seien es insbesondere die Angriffe des Staates beziehungsweise seines Inlandsgeheimdienstes auf die junge Welt, die Anlass zur Sorge geben würden. Vor drei Jahren hat der Verlag 8. Mai gegen die fortgesetzte Beobachtung und Bekämpfung der Zeitung durch den Verfassungsschutz Klage gegen die Bundesrepublik eingereicht. Der erste Verhandlungstag vor dem Verwaltungsgericht in Berlin ist für den 18. Juli angesetzt.

Sollte ein deutsches Gericht die Einschätzung des Geheimdienstes bestätigen und dessen Vorgehen gutheißen, könnte dies bei ohnehin schon bestehenden Einschränkungen weitere negative Folgen für die Bewerbung und Verbreitung der jungen Welt und damit die Möglichkeit der Gewinnung neuer Leser und Abonnenten haben, sagte Koschmieder. Der Geschäftsführer kündigte an, dass man sich im Zweifel durch alle Instanzen klagen werde. Angesichts einer sich verschärfenden Lage auf allen Ebenen – politisch, juristisch, ökonomisch – sei es unverzichtbar, dass sich Verlag und Redaktion in die Lage versetzen, auf diese veränderten Rahmenbedingungen rechtzeitig zu reagieren.

Zum Ende der Versammlung diskutierten und sprachen sich die Teilnehmer in konzentrierter Atmosphäre für einige Satzungsänderungsvorschläge aus, bestätigten die LPG-Bilanz und entlasteten Vorstand wie Aufsichtsrat. Zuletzt beschlossen die anwesenden Genossinnen und Genossen einstimmig, sich an den Kosten der am vergangenen Wochenende erschienenen jW-Extra-Ausgabe »Grundrechte verteidigen« mit 50 Prozent zu beteiligen. (jW)

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Sonnabend, 16. Dezember 2023 (jW-Ausgabe 18. Dezember 2023)

Große Manifestation

Generalversammlung der jW-Genossenschaft: Aufruf zur RLK beschlossen, Aufsichtsrat komplettiert

Die Einladung kam kurzfristig und außerhalb des üblichen Taktes, die Maigalerie in der Berliner Torstraße war dennoch voll: Am Sonnabend haben sich 80 Genossinnen und Genossen der LPG junge Welt zu einer außerordentlichen Generalversammlung getroffen. Verlag und Redaktion stehen vor großen Herausforderungen, und ein paar davon – kurzfristige und langfristige – waren Thema bei dieser Generalversammlung, die außerdem noch eine nötig gewordene Nachwahl für den Aufsichtsrat der Genossenschaft vornahm.

Ein paar Wochen nur noch sind es bis zur Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 13. Januar. 4.000 Menschen sollen begrüßt werden – im Berliner Tempodrom, dem bislang größten Veranstaltungsort einer Rosa-Luxemburg-Konferenz. Organisatorisch und finanziell ist das ein Kraftakt. Die Generalversammlung beschloss am Sonnabend einstimmig einen Aufruf an die Mitglieder der Genossenschaft, die Leserinnen und Leser von junge Welt und an die linke Öffentlichkeit, die Rosa-Luxemburg-Konferenz durch Mobilisierung, Ticketkauf und Spenden »zu einer großen Manifestation gegen Krieg und für internationale Solidarität« zu machen.
Anschließend ging es um die ökonomischen Grundlagen der Arbeit von Verlag und Redaktion. Während weiterhin Einigkeit dahingehend bestand, an der gedruckten Ausgabe von junge Welt festzuhalten, musste einmal mehr darauf hingewiesen werden, dass die Kosten für Produktion und Transport ungebremst steigen. In Berlin beispielsweise müssen inzwischen 20 Euro pro Abonnent und Monat dafür aufgewendet werden, dass der Zustelldienst die Zeitung zur Leserin und zum Leser bringt. Es sind, das wurde mit Nachdruck betont, letztlich allein weitere Abos – der gedruckten Zeitung und der Onlineausgabe –, die das für junge Welt ökonomisch durchhaltbar machen.

jW-Chefredakteur Stefan Huth sprach über den aktuellen Stand des Verfahrens, das der Verlag gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen der Nennung von junge Welt in den jährlichen Verfassungschutzberichten angestrengt hat. Hier ist mit einer erstinstanzlichen Entscheidung im ersten Quartal 2024 zu rechnen.

Geschäftsführer Dietmar Kosch­mieder informierte über das neue Unternehmensstatut und die Nachfolgeplanungen für die Geschäftsführung, die hausintern in den vergangenen Wochen in einer Abstimmung der Belegschaft sowie von der Mitarbeitendenversammlung – also den Mitarbeitern von Redaktion und Verlag, die auch Mitglieder der Genossenschaft sind – gebilligt worden waren. An dieser Stelle kamen aus der Versammlung einzelne – auch kritische – Nachfragen und Anmerkungen, aber keine grundsätzlichen Einwände.

Abschließend wurden die nach dem Rücktritt eines Aufsichtsratsmitglieds und dem infolge von Tod beziehungsweise Erkrankung eingetretenen Ausfall der beiden gewählten Nachrücker erforderlichen Nachwahlen für den Aufsichtsrat der Genossenschaft durchgeführt. Der ehemalige Leiter des Verlags 8. Mai, Andreas Hüllinghorst, komplettiert fortan den dreiköpfigen Aufsichtsrat. Als Nachrückende stehen Susanne Willems und Thomas Bergmann bereit.
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Sonnabend, 24. Juni 2023 (jW-Ausgabe Montag 26. Juni 2023)

Allen Widrigkeiten zum Trotz

Erschwerte Rahmenbedingungen der Branche: Auf Generalversammlung der LPG junge Welt eG kann dennoch positive Bilanz gezogen werden

Das Jubiläum wäre fast untergegangen: »Eigentlich müssten wir heute mit einen Glas Sekt anstoßen, denn vor 25 Jahren haben wir eine kleine Revolution ausgelöst«, erinnerte Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer des Verlags 8. Mai GmbH, am Sonnabend. 1998 wurde der Betrieb, in dem die Tageszeitung junge Welt erscheint, auf dem Wege der Übernahme der Mehrheitsanteile durch die Genossenschaft LPG junge Welt eG vergesellschaftet. Auch sonst hatten die 60 erstmals seit drei Jahren wieder ohne Coronabedingungen zur Generalversammlung der Genossenschaft in Berlin Versammelten Grund zur Freude. Denn allen negativen Branchentrends und politischen Widrigkeiten zum Trotz konnte eine positive Bilanz gezogen werden.

2022 traten 139 neue Mitglieder der LPG bei und zeichneten 303 Anteile – bei 47 häufig ökonomisch bedingten Kündigungen, wie Ina Sembdner als Vorsitzende des Vorstandes aufführte. Zusammen mit 46 (111 Anteile) im laufenden Jahr beigetretenen gehören der Genossenschaft 2.709 Mitglieder an, die 5.818 Anteile halten. Nach einem etwa durch Investition in Technik bedingten Verlust 2021 erwirtschaftete die Genossenschaft im vergangenen Jahr wieder einen Überschuss von rund 87.000 Euro. Kernaufgabe bleibe die materielle Absicherung von Verlag und Zeitung, so Sembdner, die LPG habe großen Anteil daran, dass der Verlag trotz enorm gestiegener Kosten seine Finanzierung aus eigener Kraft stemmen könne. Eine stabile Entwicklung trotz stark angestiegener Zustell- und Druckkosten konstatierte auch Jonas Pohle, Geschäftsführer der AVZ GmbH, für diese 2021 von der Genossenschaft übernommene Vertriebsgesellschaft, die neben dem Logistik- und Zustellbereich auch die Aboverwaltung für den Verlag 8. Mai GmbH betreut.

Vor dem Hintergrund von Wirtschafts- und heißem Krieg, einer Zunahme von Irrationalitäten aller Art, der Schwäche der Partei Die Linke und der Linken im Lande bei zugespitzter Klassenkampfsituation sowie einer auf ihre Chance wartenden faschistischen Rechten sei es eine der wichtigsten Aufgaben der jungen Welt, Orientierung zu geben und sich dem liberalen »Einheitsgeschwurbel« anderer Medien zu entziehen. Dafür gelte es die marxistische Orientierung konsequent beizubehalten, so Koschmieder.

Die Zeitungsbranche sei »gerade dabei, sich selbst abzuschaffen, zumindest was den Printbereich betrifft«, konstatierte Koschmieder unter Verweis auf einbrechende Infrastruktur bei Druck und Vertrieb. Er versicherte, Verlag und Redaktion würden weiterhin »für das Kulturgut gedruckte Zeitung« kämpfen, während es gleichzeitig gelte, das digitale Angebot weiterzuentwickeln und auszubauen.

Die gleichfalls am Sonnabend in Berlin tagende Genossenschaft, die seit vergangenem Jahr die linke Tageszeitung ND – ehemals Neues Deutschland – herausgibt, musste dort existenzbedrohende finanzielle Schwierigkeiten bekanntgeben. Nur noch 12.309 Zeitungen verkauft das ND täglich, ab August soll der Kioskverkauf der Wochentagsausgaben eingestellt werden.

Wider diesem Branchentrend kann die jW Zuwächse bei Print-, Onlineabos und Kioskverkäufen erzielen und kommt auf derzeit 21.100 verkaufte Einheiten am Tag. Doch um allen Widrigkeiten zu trotzen gelte es, Reichweite und Bekanntheit der Zeitung zu erhöhen, so Koschmieder. Es sei kein Zufall, dass der Inlandsgeheimdienst genau dies verhindern und der Zeitung aufgrund ihrer unbotmäßigen Berichterstattung den »Nährboden« entziehen wolle.

Ein vom LPG-Vorstand vorgeschlagenes Sieben-Punkte-Aktionsprogramm, das unter anderem Kredite für die Bemühungen des Verlages, die Zeitung für anstehende digitale Aufgaben zukunftsfähig zu machen, sowie ein verbessertes System der Aboverwaltung vorsieht, wurde angenommen. Eine Reihe von Satzungsänderungen, die unter anderem aufgrund neuer Unternehmensstrukturen notwendig geworden waren, wurden en bloc beschlossen. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet und die Verwendung des Jahresergebnisses einstimmig bestätigt. Schließlich wurden die zuvor einstimmig entlasteten Aufsichtsräte Eckehard Schlauß, Andreas Siegmund-Schultze und Claudia Kratofil mit jeweils einer Enthaltung wieder in ihr Amt gewählt.

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Sonnabend, 25. Juni 2022 (jW-Ausgabe 27. Juni 2022)

Gegen alle Trends

Generalversammlung der jW-Genossenschaft zieht positive Bilanz

Es sollte die erste Generalversammlung der LPG junge Welt werden, die nach langer Zeit wieder unter normalen Bedingungen in den Räumlichkeiten des Verlags 8. Mai stattfindet – 2020 und 2021 musste pandemiebedingt in das Kino Babylon in Berlin-Mitte ausgewichen werden. Aufgrund einer Reihe akuter Coronainfektionen in der jW-Belegschaft konnte das Treffen am Sonnabend jedoch nicht wie geplant in der jüngst eröffneten Maigalerie abgehalten werden. Statt dessen versammelten sich die 52 anwesenden Genossinnen und Genossen als Vorsichtsmaßnahme spontan auf der Terrasse des Verlagsgebäudes, um eine abgespeckte Version der Tagesordnung abzuarbeiten – eine vielstündige Sitzung, so das Votum der Anwesenden, könne unter den vorliegenden Bedingungen nicht verantwortet werden. Somit entfiel aus Zeitgründen die vorgesehene Neuwahl des Aufsichtsrats (die Versammlung bestätigte den amtierenden für zunächst ein Jahr), auch die Neufassung der Genossenschaftssatzung konnte nicht wie vorgesehen verabschiedet werden. Da keine substantiellen Änderungen anstehen, lediglich einige sprachliche und, basierend auf den praktischen Erfahrungen der letzten Jahre, formale Änderungen vorgenommen werden sollten, besteht hier kein akuter Handlungsbedarf. Die Abstimmung darüber soll nun bei nächster Gelegenheit, spätestens aber bei der Generalversammlung im kommenden Jahr erfolgen – bis dahin bleibt die aktuelle Satzung gültig (eine Übersicht über die vom LPG-Vorstand vorgeschlagenen Neuformulierungen findet sich unter jungewelt.de/lpg).

Die jW-Genossenschaft, Mehrheitseigentümerin der Verlag 8. Mai GmbH, in der die junge Welt erscheint, hat sich auch im vergangenen Geschäftsjahr gut entwickelt. Wie Stefan Huth für den Vorstand ausführte, kamen 2021 175 Mitglieder hinzu, die 319 Anteile erworben haben, 68 Genossen zeichneten 95 zusätzliche Anteile. Der positive Trend, so Huth, halte trotz schwieriger politischer und branchenbezogener Rahmenbedingungen an. Für die Geschäftsführung stellte Peter Borak die Verlagsbilanz für 2021 vor und konstatierte, dass im zurückliegenden Jahr mit einem Gesamtumsatz von 5,7 Millionen Euro ein neuer Rekord aufgestellt werden konnte. Es wurden zugleich hohe Investitionen getätigt, etwa in Werbemaßnahmen und in Technik, so dass nach Jahren erstmals wieder ein Verlust (26.530,47 Euro) vorliege. Das investierte Geld sei gut angelegt, zumal sich derzeit Abo- wie Einzelverkauf der Zeitung gegen den allgemeinen Branchentrend sehr erfreulich entwickelten.

Der Jahresabschluss wurde festgestellt, Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet. Festgelegt wurde die Höhe des Auseinandersetzungsguthabens: Die zum 31. Dezember 2021 ausgeschiedenen Mitglieder erhalten abzüglich der Verlustbeteiligung 388,87 Euro pro Anteil ausgezahlt. Die Versammlung verabschiedete auch ein LPG-Aktionsprogramm zur ökonomischen Stärkung von Verlag und Zeitung, das u. a. eine Spende der Genossenschaft für audiovisuelle Übertragungstechnik im Wert von 10.000 Euro vorsieht. Alle Beschlüsse wurden einstimmig und ohne Enthaltungen gefasst.