Leserbrief zum Artikel Grundrechte oder Notstandsstaat
vom 23.07.2011:
Hunger unterschlagen
Meine Eltern finanzieren ein jW-Printabo für mich, und ich lese mitunter ganz gern in der jungen Welt. Was das Thema Hungerkatastrophe angeht, ist mir aufgefallen, dass eine strukturell falsche, unseriöse Berichterstattung quer durch die Medienlandschaft zu beobachten ist. Experten wissen seit Monaten, was sich anbahnt. Eine Woche vor der Katastrophe war in den Nachrichten zu hören, dass 10.000e in Gefahr sind. Eine Woche später waren bereits 11.000 Menschen tot. Ein Erdbeben, wie das in Haiti, kommt auf der ersten Seite und es gibt eine Spendengala mit Thomas Gottschalk. Das Thema lässt sich gut verkaufen. Sensationelle Bilder. Das Thema ist bequem. Ich halte es für eine Katastrophe, wenn die Medien so gleichgeschaltet sind, dass das Thema auf Seite fünf den in Zeitungen oder als zweitletzte Meldung in Nachrichtensendungen verschwindet. Das ist durch nichts zu rechtfertigen. Wenn derartig massiv Menschen sterben, und dass in so kurzer Zeit, und das aber totgeschwiegen wird von allen mir bekannten Medien, haben wir ein krasses Problem! Günther Anders hat mal sinngemäß gesagt, es gäbe Probleme, die wären zu groß, als das sie uns noch auffallen würden. Vielleicht trifft dieses psychologische Phänomen auch hier zu. Ich will hier kein Wort darüber verlieren, wie leicht es wäre, die Weltbevölkerung zu ernähren und wie bei uns Lebensmittel vernichtet werden.