Leserbrief zum Artikel In eigener Sache: junge Welt hält Kurs
vom 10.08.2019:
Solidarität mit junge Welt
Es gibt heute in Deutschland keine außerparlamentarische Opposition – weder in den Betrieben noch auf den Straßen. Ein kleiner Streik hier, eine Demo da, zaghafte Schülerproteste »Fridays for Future«, regionale Revolten und rebellische Blogs zusammengezählt, bedeuten keinen machtvollen außerparlamentarischen Widerstand gegen das herrschende Prinzip. Die einzige überregionale außerparlamentarische Opposition mit sozialistischen Absichten stellt die Tageszeitung junge Welt dar! Aber ihr fehlt eine machtvolle außerparlamentarische polit-soziale und Friedens-Bewegung, an der sie sich inhaltlich orientieren könnte. Sie steht allein im Sturm, ohne Rückendeckung!
Im Gegensatz zu den bürgerlichen Zeitungen, die Ihr Kritiker der jungen Welt fleißig lest und nicht abbestellt, neigt die junge Welt keiner Kapitalfraktion zu und zeigt sich nicht als Sprachrohr einer parlamentarischen parteipolitischen Richtung. Die junge Welt ist unabhängig, getragen von Genossenschaftsmitgliedern. Und die junge Welt steht explizit im Visier der uns beherrschenden Kaste.
(Interessanterweise wird das MEZ als Dienstleister/Betrieb geführt, mit welchem Steuerkonzept auch immer für seine beiden Anbieter Wehr und Schauzu. Digital verbreitete Meinungs- und Informationsportale wie Ken FM oder NrhZ fußen auf Crowdfunding/Spenden.)
Das Selbstverständnis der jungen Welt basiert auf historisch begründeten Prämissen (nicht zuletzt auch ihrer eigenen Geschichte). Dabei stellt sich die junge Welt den Gegebenheiten »tänzerisch« (im Sinne von: die Verhältnisse zum Tanzen bringen, zitiert nach Marx) und weicht Spannungen nicht aus. Mit den Möglichkeiten einer Tageszeitung (!) berichtet sie Hintergründiges, stellt Zusammenhänge her, vermittelt Erfahrungen, benennt Ursachen und klärt über Widersprüche auf, damit sich die Leser ein eigenes Urteil bilden können. Schließlich passiert nicht auf den Schreibtischen von Journalisten und Autoren die Revolution der Gesellschaft!
Soweit es sich mir aus der Lektüre der jungen Welt erschließt, vertritt die junge Welt Standpunkte, die ich als Lehren aus der Geschichte bezeichnen würde:
– Kapitalismus hat sich entfaltet als ein europäisches Projekt mit der Eroberung und Ausplünderung der Kolonien, Vernichtung der anderen Menschen oder deren Unterdrückung als Sklaven, gerechtfertigt mit der Ideologie »White supremacy«.
– Die USA sind das Kind der zerstrittenen Eltern Europa, das sich nach den – für seine Eltern Europa zermürbenden – zwei Weltkriegen um die Verteilung der Kolonien emanzipiert hat und nun mit moderneren Mitteln und effizienteren Methoden das elterliche Geschäft übernommen hat.
– Die EU ist der Alterssitz der abgetakelten verzankten Eltern Europa, die sich gefälligst zusammenraufen sollen zum Friedensprojekt gekoppelt an die NATO, um dem erwachsenen Sohn namens USA nicht in die Quere zu kommen. Quasi als Gnadenbrot werden die Alten zum Vasall erniedrigt und entsprechend nützlich in die imperialen Strategien der USA eingebunden.
– Der deutsche Imperialismus verfolgte innerhalb der kapitalistisch-kolonialen Weltordnung eigenständige, eigenwillige Ziele, nachweisbar mit den von Deutschland ausgelösten zwei Weltkriegen, und spinnt – trotz seines Status als Vasall der USA – bis heute weiter an ihnen, vorzugsweise gen Osten und den europäischen Süden.
– Die deutsche Geschichte kennt keine erfolgreiche nationale demokratische Bewegung gegen Fremd- und Feudalherrschaft. Der Versuch einer bürgerlichen Revolution scheiterte, die Befreiung vom Hitler-Faschismus erfolgte von außen, seit ca. 200 Jahren erreichen Deutschland fortschrittliche Errungenschaften durch Niederlagen als Hinterlassenschaft der Sieger (Napoleon, Rote Armee).
Auch die DDR wurde von außen erkämpft und abgesichert. Doch zum ersten Mal in der deutschen Geschichte ergriffen Kommunisten und Sozialisten die historische Chance, eine antifaschistische und sozialistische Gesellschaft aufzubauen, die nach 40 Jahren durch vereinte Kalte-Kriegs-Maßnahmen (getarnt u. a. als Entspannungspolitk) des westdeutschen und des US-Imperialismus zum Scheitern gebracht wurde.
– Die sozialdemokratische Partei spielt – spätestens seit ihrem Verrat zum Beginn des ersten Weltkrieges – eine unrühmliche, reaktionäre Rolle bei der Absicherung der Herrschaft des Kapitals in Deutschland. Heute bieten sich Sozialdemokratie und National-Sozialisierung als gefährliche innenpolitische Alternativen an, um dem sozialen Druck aus Globalisation und Konkurrenz, gepaart mit rechtfertigender neoordoliberaler Ideologie, zu begegnen.
Meine Frage an Euch Kritiker der jungen Welt:
Möchtet Ihr die junge Welt in eine eindeutige parteipolitische Richtung drängen und von der »Internationale« (Kampf der Arbeiterklasse weltweit für Sozialismus) abhalten?
Schielt Ihr auf Regierungsbeteiligung der Linken?
Sitzt Ihr der Illusion auf, mit einem nationalstaatlich begründeten Kurs den US-Imperialismus abzuwehren?
Mir stellt sich als Rätsel, warum Ihr mit solch vehementen verbalen Keulen und öffentlichem Aufruf zur Abokündigung auf die junge Welt einschlagt. Könntet Ihr sie nicht einfach links liegen lassen, wenn sie Eurem Anspruch nicht genügt?
Bitte versucht nicht, mir weiszumachen, dass redaktionelle Schludrigkeiten im Umgang mit Autoren schwer wiegen; so was kommt in jeder Tageszeitung in der Hektik des Tagesgeschäfts vor.
Die junge Welt braucht unsere Solidarität und konstruktive Kritik, um sie noch besser zu machen!
Im Gegensatz zu den bürgerlichen Zeitungen, die Ihr Kritiker der jungen Welt fleißig lest und nicht abbestellt, neigt die junge Welt keiner Kapitalfraktion zu und zeigt sich nicht als Sprachrohr einer parlamentarischen parteipolitischen Richtung. Die junge Welt ist unabhängig, getragen von Genossenschaftsmitgliedern. Und die junge Welt steht explizit im Visier der uns beherrschenden Kaste.
(Interessanterweise wird das MEZ als Dienstleister/Betrieb geführt, mit welchem Steuerkonzept auch immer für seine beiden Anbieter Wehr und Schauzu. Digital verbreitete Meinungs- und Informationsportale wie Ken FM oder NrhZ fußen auf Crowdfunding/Spenden.)
Das Selbstverständnis der jungen Welt basiert auf historisch begründeten Prämissen (nicht zuletzt auch ihrer eigenen Geschichte). Dabei stellt sich die junge Welt den Gegebenheiten »tänzerisch« (im Sinne von: die Verhältnisse zum Tanzen bringen, zitiert nach Marx) und weicht Spannungen nicht aus. Mit den Möglichkeiten einer Tageszeitung (!) berichtet sie Hintergründiges, stellt Zusammenhänge her, vermittelt Erfahrungen, benennt Ursachen und klärt über Widersprüche auf, damit sich die Leser ein eigenes Urteil bilden können. Schließlich passiert nicht auf den Schreibtischen von Journalisten und Autoren die Revolution der Gesellschaft!
Soweit es sich mir aus der Lektüre der jungen Welt erschließt, vertritt die junge Welt Standpunkte, die ich als Lehren aus der Geschichte bezeichnen würde:
– Kapitalismus hat sich entfaltet als ein europäisches Projekt mit der Eroberung und Ausplünderung der Kolonien, Vernichtung der anderen Menschen oder deren Unterdrückung als Sklaven, gerechtfertigt mit der Ideologie »White supremacy«.
– Die USA sind das Kind der zerstrittenen Eltern Europa, das sich nach den – für seine Eltern Europa zermürbenden – zwei Weltkriegen um die Verteilung der Kolonien emanzipiert hat und nun mit moderneren Mitteln und effizienteren Methoden das elterliche Geschäft übernommen hat.
– Die EU ist der Alterssitz der abgetakelten verzankten Eltern Europa, die sich gefälligst zusammenraufen sollen zum Friedensprojekt gekoppelt an die NATO, um dem erwachsenen Sohn namens USA nicht in die Quere zu kommen. Quasi als Gnadenbrot werden die Alten zum Vasall erniedrigt und entsprechend nützlich in die imperialen Strategien der USA eingebunden.
– Der deutsche Imperialismus verfolgte innerhalb der kapitalistisch-kolonialen Weltordnung eigenständige, eigenwillige Ziele, nachweisbar mit den von Deutschland ausgelösten zwei Weltkriegen, und spinnt – trotz seines Status als Vasall der USA – bis heute weiter an ihnen, vorzugsweise gen Osten und den europäischen Süden.
– Die deutsche Geschichte kennt keine erfolgreiche nationale demokratische Bewegung gegen Fremd- und Feudalherrschaft. Der Versuch einer bürgerlichen Revolution scheiterte, die Befreiung vom Hitler-Faschismus erfolgte von außen, seit ca. 200 Jahren erreichen Deutschland fortschrittliche Errungenschaften durch Niederlagen als Hinterlassenschaft der Sieger (Napoleon, Rote Armee).
Auch die DDR wurde von außen erkämpft und abgesichert. Doch zum ersten Mal in der deutschen Geschichte ergriffen Kommunisten und Sozialisten die historische Chance, eine antifaschistische und sozialistische Gesellschaft aufzubauen, die nach 40 Jahren durch vereinte Kalte-Kriegs-Maßnahmen (getarnt u. a. als Entspannungspolitk) des westdeutschen und des US-Imperialismus zum Scheitern gebracht wurde.
– Die sozialdemokratische Partei spielt – spätestens seit ihrem Verrat zum Beginn des ersten Weltkrieges – eine unrühmliche, reaktionäre Rolle bei der Absicherung der Herrschaft des Kapitals in Deutschland. Heute bieten sich Sozialdemokratie und National-Sozialisierung als gefährliche innenpolitische Alternativen an, um dem sozialen Druck aus Globalisation und Konkurrenz, gepaart mit rechtfertigender neoordoliberaler Ideologie, zu begegnen.
Meine Frage an Euch Kritiker der jungen Welt:
Möchtet Ihr die junge Welt in eine eindeutige parteipolitische Richtung drängen und von der »Internationale« (Kampf der Arbeiterklasse weltweit für Sozialismus) abhalten?
Schielt Ihr auf Regierungsbeteiligung der Linken?
Sitzt Ihr der Illusion auf, mit einem nationalstaatlich begründeten Kurs den US-Imperialismus abzuwehren?
Mir stellt sich als Rätsel, warum Ihr mit solch vehementen verbalen Keulen und öffentlichem Aufruf zur Abokündigung auf die junge Welt einschlagt. Könntet Ihr sie nicht einfach links liegen lassen, wenn sie Eurem Anspruch nicht genügt?
Bitte versucht nicht, mir weiszumachen, dass redaktionelle Schludrigkeiten im Umgang mit Autoren schwer wiegen; so was kommt in jeder Tageszeitung in der Hektik des Tagesgeschäfts vor.
Die junge Welt braucht unsere Solidarität und konstruktive Kritik, um sie noch besser zu machen!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.09.2019.