Kontakt im Bundestag
Einer der beiden Mörder von Chris Hani, dem ehemaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Südafrikas, hat am Mittwoch von engen Verbindungen zur rechtsextremen Szene, zu Geheimdienstkreisen und Parlamentsabgeordneten in den USA und Europa berichtet.
Er habe in den 80er und 90er Jahren unter anderem Vertreter des US-Geheimdiensts und britische Abgeordnete getroffen, sagte Clive Derby-Lewis vor der Wahrheitskommission in Pretoria. Dabei habe er vom »Kampf« der rechten Konservativen Partei berichtet, deren führendes Mitglied er war. Auch mit Parlamentariern des deutschen Bundestages habe er Kontakte gehabt.
Derby-Lewis und Janusz Walusz waren 1994 verurteilt worden, Hani 1993 getötet zu haben. Während des Prozesses hatten sie ihre Unschuld beteuert, am Montag aber überraschend ein Geständnis vor der Wahrheitskommission abgelegt. Walusz gestand, die tödlichen Schüsse mit einer Waffe abgegeben zu haben, die ihm Derby-Lewis, seinerzeit Führungsmitglied der Konservativen Partei, besorgt hatte. Die Konservative Partei habe Hani, einen Schwarzen, als Gefahr und möglichen Nachfolger Nelson Mandelas betrachtet.
Beide hoffen auf eine Amnestie, die von der Kommission bei einem vollen Geständnis und dem Beweis gewährt werden kann, daß die Straftat politisch motiviert war. Derby- Lewis' und Walusz' Argumentation lautete, sie hätten aus anti-kommunistischen Überzeugungen gehandelt. Weiter behaupteten sie, das Attentat ganz allein organisiert und begangen zu haben. Es war lange gemutmaßt worden, der Mord sei auf das Konto der damaligen Apartheid-Regierung gegangen oder von Verbündeten Hanis im jetzt regierenden Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) begangen worden.
(AP/AFP/jW)
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