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Aus: Ausgabe vom 24.12.2011, Seite 16 / Aktion

Kommunistische Spinnerei

Denkwürdige Ehrung für einen großen Meister des Liedes
unbenannt
80 Jahre Degenhardt – ein großartiges Konzert am 19. Dezember im Berliner Ensemble, das mußten selbst jene zugeben, die, wie der Berliner Tagesspiegel vom 21.12., »hier und da hervorwabernden altlinken Muff« auszumachen glaubten oder gar eine »Verherrlichung des real existierenden Sozialismus«. Überall wird Degenhardt als der große Meister des Liedes, aber auch die auftretenden Künstler ob ihrer gelungenen Interpretation von Degenhardt-Songs und klug ausgewählter eigener Lieder gefeiert. Gleichzeitig wird aber auch »viel unverdaute Ostalgie« und »manche kommunistische Spinnerei«, entdeckt, wie das Oliver Kranz am 20.12. auf NDR-Kultur kundtat.

Kommunistische Verblendung wird dabei zunächst vor allem der »Drecksau mit dem Ulbrichtbart« Franz Josef Degenhardt unterstellt. Dann aber auch gerne Barbara Thalheim. Sie trug ihr Lied »Die Vögel singen nicht mehr« vor, in dem sie sich mit der Stagnation vor allem in der Endphase der DDR kritisch auseinandersetzt. Was daran Ostalgie und kommunistische Spinnerei sein soll, ist schnell geklärt. Zum einen erlaubte sich Barbara Thalheim eine Vorbemerkung zu ihrem Lied, in dem sie nüchtern feststellt, daß die Stagnation, die sie in der DDR erlebt habe, lächerlich sei im Vergleich zu der Stagnation, in der sie nun seit 21 Jahre lebe. Zuvor sang sie Degenhardts »Dies Land ist unser Land« und bemerkte, daß dieses Land erst dann ihr Land sei, wenn der Präsident des Landes in der jungen Welt einen Nachruf zum Tod einer großen Schriftstellerin wie Christa Wolf veröffentlicht. Hat ja höchstens indirekt mit Degenhardt zu tun, monierte der NDR, aber »viele Künstler (…) waren derart von Sendungsbewußtsein durchdrungen, daß sie die Gelegenheit für politische Stellungnahmen nutzten«. Das stimmt insofern, daß mit jedem der 29 Lieder Stellung bezogen wurde. Die meisten Künstler hatten sich allerdings wertender Kommentare enthalten.


Viele Zeitungen haben bis heute über diese Veranstaltung nicht berichtet. Und die berichtet haben, vermeiden es (bis auf Unsere Zeit, Zeitung der DKP), ihrer Chronistenpflicht nachzukommen und die junge Welt als Veranstalter zu benennen, die für inhaltliche Zusammenstellung und Organisation die Hauptverantwortung trug. Nur durch die Zusammenarbeit von melodie&rhythmus, junge Welt und Berliner Ensemble war dieser außergewöhnliche Abend möglich. (jW)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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