75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Online Extra
21.09.2021, 13:43:36 / Aktion

Für das Völkerrecht eintreten

Oskar Lafontaine, Rolf Becker, Willi Wimmer und Arnold Schölzel diskutieren über Krieg und NATO
Vor vollen Saal: Schauspieler Rolf Becker; Chefredakteur der jun
Voller Saal: die Rosa-Luxemburg-Konferenz von junge Welt in der Berliner Urania

Die Podiumsdiskussion auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz führt prominente und kluge Köpfe zusammen. Auf der Bühne: Oskar Lafontaine, Vorsitzender der Linksfraktion im Saarland, Rolf Becker, politisch engagierter Schauspieler (der während des Nato-Angriffs auf Jugoslawien das Land mit einer Gewerkschaftsinitiative besuchte), und Willy Wimmer, ehemaliger, langjähriger Abgeordneter der CDU im Bundestag und früherer Vizepräsident der OSZE, diskutieren, moderiert von jW-Chefredakteur Arnold Schölzel.

»Ich werde alles daran setzen, dass die Friedenslinie gehalten wird«, versichert Lafontaine den Teilnehmern der Konferenz. Nur als Korrekturfaktor, sowohl in der sozialen wie auch in der Friedensfrage, könne die Linkspartei eine gesellschaftlich relevante Rolle spielen.

»Mit dem Jugoslawienkrieg ging zum ersten Mal wieder ein Angriffskrieg von deutschem Boden aus«, blickt Rolf Becker zurück. Dieser sei nicht nur völkerrechtswidrig, sondern ein »Krieg gegen die Zivilbevölkerung« gewesen. Drastisch schildert er die Folgen: Zerstörung der Infrastruktur und Tausende Opfer. Er sei selbst Menschen mit verfaulenden Beinstümpfen begegnet, »denn an Insulin war ja nicht heranzukommen«. Becker erinnert auch daran, dass selbst die Gewerkschaften damals in eine Kriegszustimmung verfielen. Solchen Haltungen gelte es weiter entgegenzutreten. Denn nach dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder sei es mit Sigmar Gabriel schon wieder ein Sozialdemokrat, der Kriegsbeteiligung verharmlose.

Willy Wimmer, CDU, im Gespräch mit Schauspieler Rolf Becker, Che
Streitbare Köpfe: Willy Wimmer (CDU), der Schauspieler Rolf Becker, jW-Chefredakteur Arnold Schölzel und Oskar Lafontaine (Partei Die Linke)

Für jeden verständlich sagen, dass es auch ohne Krieg geht – das ist das Credo von Willy Wimmer. Die Spannungen, die derzeit auf der Welt bestehen, müssten durch Verhandlungen gelöst werden. Zu Schröders Rolle meint er: »Wenn der Exkanzler nun fröhlich sagt, er habe mit dem Jugoslawienkrieg das Völkerrecht gebrochen, dann hat er eigentlich ein Anrecht auf einen Repräsentationsposten bei der Europäischen Union.« Mit dem Krieg gegen Jugoslawien sei die Charta der Vereinten Nationen mißachtet worden. »Was wir nun tun, ist der Rückfall hinter diese Charta«, so Wimmer. Selbst das eigene Recht würde in der Bundesrepublik ignoriert.

Gerade die Ausdehnung der NATO bis an die Grenzen Russlands destabilisiere die Sicherheitslage in Europa, mahnt Wimmer, und sei ein Bruch früherer Versprechen an Russland. Er stimmt deshalb mit Oskar Lafontaine überein, der eine neue Sicherheitsarchitektur für den Kontinent fordert. Zu Kritik am schwankenden Kurs der Linkspartei in der Friedensfrage meint der ehemalige CDU-Politiker: »Der deutsche Bundestag hat ja schon nichts zu sagen. Was soll denn da die Linke noch zu sagen haben?« Immer mehr Kompetenzen seien an die Europäische Union abgegeben worden – und dort in der Hand von Lobbyisten gelandet. (jos)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Friedenspolitik ohne Wenn und Aber: Oskar Lafontaine auf der Ros...
    10.01.2015

    »Die Lügengebilde durchbrechen«

    Nein zu Interventionen, Waffenexporten, Nato: Oskar Lafontaine macht entschiedene Friedenspolitik zur Bedingung für linke Regierungsbeteiligung
  • 08.01.2015

    RLK 2015

    Abschied der Linken vom Antimilitarismus
  • 04.12.2014

    Von Liebknecht lernen

    Linke-Politiker erinnern an Liebknechts »Nein« zu den Kriegskrediten 1914. Heute brennt die Welt erneut

Regio:

Mehr aus: Aktion