Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Dienstag, 24. Dezember 2024, Nr. 300
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 27.08.2016, Seite 16 / Aktion

Rote Sommerschule 2016

Lektion 9: Bildung für alle

Ein Spruch erfahrener Lehrer lautete früher: »Weder Eltern noch Schule können verhindern, dass Kinder Lesen und Schreiben lernen«. Das war einmal. Seit Jahren bekommt die Bundesrepublik regelmäßig bescheinigt, wie kein anderer Industriestaat das soziale Oben und Unten mit Hilfe der Schulen zu reproduzieren. Weil statt Bildung für alle gelte: Nicht für Arme.

Die deutsche Hauptstadt ist auch die Armutsmetropole der Republik. Folglich stinken in Berlins staatlichen Schulen besonders viele Toiletten, regnet es durch oder fehlen Lehrer. Bundesweit kommen aus den Schulen Jahr für Jahr Zehntausende junge Leute, die kaum Lesen, Schreiben oder Mathematik beherrschen. Das hat direkt mit dem heutigen Kapitalismus zu tun. Der kürzlich verstorbene Wirtschaftswissenschaftler Herbert Schui, erklärte das so: Wo Menschen »Kostenstellen mit zwei Ohren« oder »Humankapital« sind, wird Bildung gemäß dem Kontostand der Eltern geboten. Haste was, gibt’s was. Schui sah im Bildungswesen »elitär motivierte Menschenfeindlichkeit« herrschen und schrieb: »Es ist nun nicht mehr die Herrenrasse des Faschismus, die Menschen aussondert, sondern das entkultivierte, rabiate Bürgertum.«

Finnische Lehrer fragen übrigens dem Vernehmen nach öfter deutsche Kollegen, die zu ihnen zum Austausch kommen, warum sie sich ausgerechnet Finnland ausgesucht haben. Sie hätten doch das deutsche Bildungssystem weitgehend übernommen, so wie sie es in Karl-Marx-Stadt, Dresden oder Rostock vor einigen Jahrzehnten kennengelernt hätten. Die Finnen wissen noch nicht: Bildung für alle ist einfach unwirtschaftlich. Die DDR glaubte, sich das leisten zu können – und, wo ist sie? Für die deutsche Exportquote heute reicht: Jedem seine Bildung. Für viele also keine.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Aktion

                                               Heute 8 Seiten extra – Beilage zum Thema: Weihnachten