Grit Lemke geht
Ärger beim Leipziger Dokfilmfestival. Die Intendantin Leena Pasanen hat ihre Quasi-Stellvertreterin Grit Lemke, gleichermaßen die Seele und der eigentliche Kopf des Festivals, abgesägt. Nach 26 Jahren bekommt Lemke ihren Vertrag als festangestellte Programmleiterin nicht mehr verlängert, Pasanen bot ihr statt dessen einen Honorarvertrag für einen weniger exponierten Posten unterhalb der Leitungsebene an. Lemke lehnte ab. Unter den gegebenen Umständen könne sie sich keine weitere Mitarbeit vorstellen, sagte sie gegenüber MDR Kultur: »Die Struktur ist schwierig«.
Die finnische Journalistin Leena Pasanen ist seit zwei Jahren Festivalintendantin. Sie agierte bislang eher glücklos und auch ignorant gegenüber der Tradition des bedeutendsten deutschen Dokumentarfilmfestivals. Weil sie keinen Betriebsrat gründen konnte, hatte Lemke in diesem Frühjahr die Initiative »Festivalarbeit gerecht gestalten« für prekär Beschäftigte bei Filmfesten gestartet. Mit ihr verlassen drei weitere Mitglieder der Auswahlkommission das Festival, darunter der Filmemacher Matthias Heeder, der seit 2003 in diesem Gremium arbeitete.
Der Vorsitzende des Filmverbands Sachsen, Joachim Günther, schätzte Lemkes Arbeit als besonders wichtig ein: »Wir glauben, dass sie sehr zu Ausgestaltung, Entwicklung und Erfolg des Festivals in den vergangenen Jahren beigetragen hat«, sagte er dem MDR. Von der Festivalleitung wolle er nun wissen, wie sie sich eine Neuorganisation vorstelle. Schon in diesem Jahr wollten weniger Sponsoren das Festival unterstützen. Mit Lemke solidarisierten sich verschiedene Filmemacher, darunter auch die früheren DEFA-Regisseure Volker Koepp und Winfried Junge. (jW)
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