Gegründet 1947 Dienstag, 5. November 2024, Nr. 258
Die junge Welt wird von 2974 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 27.05.2017, Seite 16 / Aktion
Zeitung für Malocher, nicht für Millionäre

Arschbacken abgrenzen

Egal ob Hackler, Malocher oder Chrampfer: junge Welt bezieht klare Klassenposition
Von Dietmar Koschmieder
18342535_10211357446910890_5620329699360817023_n.jpg

»Klassenkampf ist ja so was von out! Wer soll das schon sein, die Arbeiterklasse? Wo es doch den Arbeiter gar nicht mehr gibt! Und die Kapitalistenklasse? Müssen wir uns nicht schützend vor unsere rheinischen Kapitalisten stellen, die überall in der Welt nur aus Neid angefeindet werden? Marxismus und so, ist doch alles letztes Jahrhundert. Begriffe wie Rechts und Links taugen heute doch nur noch, um Arschbacken von einander abzugrenzen …« So reden sie, die rechten Handlanger des Kapitals und ihre Medien. Ziel von solchem Geschwätz ist nicht Aufklärung, sondern Verschleierung. Denn die Arbeiterklasse soll auf keinen Fall sich selbst als Klasse erkennen. Das wäre entscheidende Voraussetzung dafür, dass sie sich als solche organisiert und konsequent handelt.

Aber auch Linke tragen zur Verflachung der Diskussion bei. Der Slogan »Sozial is muss« ist einfach nur albern, weil weder der Sozialismus, nicht einmal das Soziale ein Muss ist. Sondern hart zu erkämpfen ist, wenn unsoziale Zustände nicht in die Barbarei führen sollen. Der Spruch ist ähnlich aufklärend wie »Kapital is muss«. Zwar tun die meisten Medien so, als ob ohne die Herrschaft des Kapitals nichts mehr gehen würde – seit genau 150 Jahren könnte aber auch aufgeklärten Journalisten in bürgerlichen Medien dank der Arbeiten von Karl Marx bekannt sein, dass die kapitalistische Produktionsweise, die die Herrschaft des Kapitals voraussetzt, mittlerweile nicht Lösung, sondern Ursache der wesentlichen Menschheitsprobleme darstellt. Was übrigens schon dazu geführt hat, dass in hellen Momenten selbst die FAZ genau diese These diskutiert – und zwar in ihrem Wirtschaftsteil, nicht nur im Feuilleton, wo sich immer wieder einmal linke Hofnarren austoben dürfen.

Egal, ob sie nun Malocher (Deutschland), Chrampfer (Schweiz) oder Hackler (Österreich) genannt werden: Die junge Welt macht eine Zeitung für all jene, die im wesentlichen nur vom Verkauf ihrer Arbeitskraft leben. Egal ob sie als Industriearbeiter zum Kernproletariat gehören oder als Lehrer oder Lehrerin für die Reproduktion der Ware Arbeitskraft zuständig sind. Bei der Auswahl der Nachrichten, der Beschreibung und Analyse von Vorgängen gehen wir von ihren Interessen aus und nicht von denen der Kapitalvertreter. Es geht also beispielsweise nicht darum, soziale Grausamkeiten in Griechenland für die Schaffung optimaler Kapitalverwertungsbedingungen zu legitimieren – sondern die damit verbundene verschärfte Ausbeutung aufzuzeigen und sie auch genau so zu benennen.

Über jeden, der das ebenfalls so sieht und die junge Welt abonniert, freuen wir uns. Denn das hilft uns nicht nur ökonomisch, sondern trägt auch dazu bei, Klassenbewusstsein zu verankern.

Jetzt die junge Welt kostenlos und unverbindlich probelesen: www.jungewelt.de/probelesen

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Anzeigenschaltung abgelehnt: Zwei Fälle
    06.05.2017

    Zeitung kaufen

    Wer die Lebensbedingungen vieler Menschen ­massiv ­verschlechtern will, darf dafür in der jungen Welt keine Propaganda machen
  • Ganz vorne, ganz ­wichtig: Vertreterinnen der ­Reichen haben gut...
    29.04.2017

    In wessen Interesse?

    Sie haben Ihren Standpunkt. Kennen Sie aber auch den Ihrer Tageszeitung?
  • Der Dortmunder Mannschaftsbus nach dem Anschlag (11.4.)
    22.04.2017

    Terror mit System

    Warum der Dortmunder Bombenleger das kleinere Übel ist, viele Medien dies aber gerne übersehen

Mehr aus: Aktion