Furztrocken in den Urlaub
Clubsterben in Berlin? Der Festsaal Kreuzberg jedenfalls ist quicklebendig, auch wenn er mittlerweile auf dem Gelände der Arena im Bezirk Treptow zu finden ist. Selbstverständlich ist das nicht. Der alte, legendäre Festsaal war 2013 völlig ausgebrannt, über Jahre stand ein Wiederaufbau in den Sternen, Anfang 2017 eröffnete der Betreiber die Location dann am neuen Ort. Und hier geben sich seither Spitzenbands von Underground bis Jazz die Klinke in die Hand.
In der vergangenen Woche brachten die Seattle-Grunge-Vorreiter von Mudhoney die Halle zu kochen, und am Dienstag abend war es das Stoner-Rock-Urgestein Brant Bjork, der früher bei Kyuss Schlagzeug gespielt hatte. Mit seiner Band beschloss er die ziemlich aufreibende »Mankind Woman Tour« im Festsaal. Von einem schweren Tiefschlag Anfang November haben sich die Musiker sichtlich und hörbar wieder erholt: Im beschaulichen Göteborg war ihnen ihr Bus geklaut worden, jede Menge Equipment und Instrumente gingen flöten. Mittels Crowdfunding und dem Aufruf an Fans, sich ausgiebig am Merchandising-Stand einzudecken, scheint der drohende Tourruin abgewendet zu sein.
Furztrocken und dreckig-deftig, wie Desert Rock nun mal zu sein hat, gibt Brant Bjork an der Gitarre mit dem ersten Song »Humble Pie« die Richtung vor: Jede Menge Blues-Anleihen, in epischen Werken verpackt. Auf alte Kyuss-Klassiker verzichtet er, das Publikum nimmt’s ihm nicht übel. Zwischendurch kommt als Gastsänger Sean Wheeler, Frontman von Throw Rag, für mehrere Stücke auf die Bühne. Euphorisch wird der etwas kurze Zugabenteil gefeiert und mit »Low Desert Punk« geht Brant Bjork in den wohlverdienten Bandurlaub. (mme)
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