Das Problem der Überkapazitäten
Im Zuge der globalen Finanzkrise 2008 und dem Einbruch der Exporte schlug das chinesische Handelsministerium vor die riesigen Währungsreserven des Landes zu nutzen, um Kredite an Entwicklungsländer zu vergeben, die dann wiederum Infrastrukturprojekte an chinesische Unternehmen in Auftrag geben würden. Aus diesem Plan wurde Chinas »Belt and Road«-Initiative (BRI). Kurz gesagt: Wenn es keine Nachfrage gebe, müsse man sie eben schaffen. Subventionen, die die chinesische Industrie und Produktion am Laufen halten und das BIP-Wachstum weiter erhöhen sollten, waren aber nicht der einzige Grund für das Megaprojekt.
Wie die Forscherin des Stockholmer Friedensforschungsinstitut Jiayi Zhou 2017 in der Studie »The Silk Road Economic Belt« schrieb, zielte Chinas Strategie explizit darauf ab, Absatzmöglichkeiten für seinen Produktionsüberschuss zu finden. Vor der globalen Finanzkrise stand China in vielen seiner Produktionssektoren bereits vor Überkapazitäten. Mit dem Begriff der Überkapazität wird die Differenz zwischen der tatsächlichen und der maximal möglichen Produktion über einen gewissen Zeitraum bezeichnet. So ist zum Beispiel nur der ungenutzte, mögliche Teil der chinesischen Stahlproduktion bereits doppelt so hoch wie die tatsächliche US-Stahlproduktion. (efa)
Als China 2008 von den negativen Auswirkungen des wirtschaftlichen Einbruchs im Westen bedroht war, reagierte es, indem es eine halbe Billion US-Dollar in ein Stimuluspaket für die öffentliche Infrastruktur, Eisenbahn, städtischen Wohnraum und Baugewerbe investierte. Der Plan ging auf. China hat die turbulenten Jahre nach der Weltwirtschaftskrise relativ ungeschoren überstanden.
In vielen Fällen übetrtraf diese kreditbetriebene Produktion jedoch den Bedarf im Inland bei weitem. Die Nachfrage musste also auch im Ausland steigen. Die Antwort auf dieses Dilemma war die BRI. Dass das Projekt als schnelle Lösung für das Problem der Überkapazitäten in China betrachtet wird, ist kein Geheimnis. He Yafei, der chinesische Vizeaußenminister, erwähnt bereits 2014 in einem Artikel für die South China Morning Post ausdrücklich die Möglichkeit Chinas Überschuss an Stahl und Eisen für den Bau von BRI-Infrastruktur im Ausland zu verwenden.
Die Chinesische Parteiführung hat aber auch eindeutig erklärt, dass sie sich mit der BRI Zeit erkauft, bis der Inlandsverbrauch gestiegen ist. Eine wirtschaftliche Umstrukturierung, weg von der exportorientierten Produktion und hin zu einer binnenmarktorientierten Wirtschaft, kann schmerzhaft werden, besonders da viele Produktionsstellen wegfallen, während der Inlandskonsum weiterhin wachsen muss. Dieses Wachstum wird dem Anschein nach noch ein wenig auf sich warten lassen.
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