Klares Signal: Solidarität!
Von Dietmar KoschmiederEs war die 25. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz, die am vergangenen Samstag in Berlin mit über 3.000 Teilnehmenden stattfand, aber auch im Jubiläumsjahr blieb der Blick nach vorn gerichtet: Kämpfe und Bewegungen in aller Welt standen im Mittelpunkt der Vorträge, Diskussionen und Kunstbeiträge. Dabei ging es nicht nur darum, Erfahrungen zu teilen: Konkrete praktische Solidarität zog sich wie ein roter Faden durch die ganze Veranstaltung. Einer der Höhepunkte war die Solidaritätsmanifestation mit den kämpfenden Menschen in Lateinamerika, die ein klares Signal über den großen Teich geschickt hat: Wir beobachten hier in Europa genau, wie demokratisch legitimierte Regierungen weggeputscht werden oder werden sollen. Wir stehen an der Seite aller fortschrittlichen Kräfte dieser Länder, die erkennen, dass die Kapitalfraktionen nicht in ihrem Interesse, sondern für optimale Kapitalverwertungsbedingungen mit allen Tricks agieren. Unter vielen Fahnen war auch eine aus Brasilien zu sehen, um daran zu erinnern: Jair Bolsonaro konnte nur deshalb Präsident des Landes werden, weil er seinen Konkurrenten Lula wegsperren ließ. Seinen Auftraggebern dankt er es, indem er ihnen freie Fahrt für Sozialabbau und gnadenlose Naturvernichtung im Interesse der Profitmaximierung verschafft.
Auch in diesem Jahr findet die Konferenz in europäischen und lateinamerikanischen Medien gute Resonanz – in den deutschen wird darüber lieber nicht berichtet. Allerdings bekommt dieses Schweigekartell langsam Risse. So erwähnt die Berliner B. Z. die Konferenz, allerdings nur mit einem einzigen trüben Satz: »Und auf einer Konferenz mit 3.000 Teilnehmern wird gegen den deutschen Rechtsstaat polemisiert.« (B. Z. online, 12.1.20). Auch das Neue Deutschland berichtet (im Gegensatz zu den Vorjahren) über die Konferenz. Allerdings wird dort behauptet, dass in einer Kunstausstellung internationale Plakate ausgestellt worden seien – tatsächlich waren 51 verschiedene Kunstobjekte von 23 ausgewählten Künstlerinnen und Künstler zu sehen, kein einziges davon ein Plakat. Ansonsten würdigten nur noch die Wochenzeitung UZ und die junge Welt selbst das Ereignis. Das Magazin »Kulturzeit« von 3sat nahm über die junge Welt Kontakt zum Referenten aus Frankreich auf und interviewte ihn ausführlich, nicht ohne zuvor darauf hinzuweisen, dass sich Karl Ghazi, Gewerkschaftssekretär der CGT aus Paris, anlässlich der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin aufhielt, die von der linken Tageszeitung junge Welt ausgerichtet worden sei. Auch dies ein kleiner Fortschritt: Vor einem Jahr wollte ein Fernsehsender den Konferenzgast Abel Prieto, ehemaliger Kulturminister aus Kuba, interviewen. Das Interview wurde dann aber doch noch abgesagt, weil man bei einer Ausstrahlung hätte erwähnen müssen, weshalb und auf wessen Einladung der Exminister in Deutschland weilte.
Dietmar Koschmieder
Informationen: rosa-luxemburg-konferenz.de
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Ronald B. (19. Januar 2020 um 08:16 Uhr)Dem Bericht des Genossen Koschmieder über die mangelnde Erwähnung der Rosa-Luxemburg-Konferenz 2020 mit ihren mutmaßlich richtigerweise rund 3.000 Teilnehmenden möchte ich meine Beobachtungen über die ARD- und ZDF-Berichterstattung zur Luxemburg-Liebknecht-(Lenin-)Ehrung/Demo tags drauf hinzufügen. Die ARD-20-Uhr-»Tagesschau« am Tag des LL(L)- Gedenkens verwandte nicht wie in allen Vorjahren die letzte halbe Sendeminute vor dem Wetter für ausschließlich die Kranzniederlegung der Linksparteioberen, sondern sendete schon um 20.05 Uhr durchaus längere Sekunden von dem Gedenkgang der Linkspartei-Spitze, dem Blumenmeer und auch der LL(L)- Demo (!), das ZDF hingegen ignorierte das Linkspartei-Gedenken und die Demo erstmalig gänzlich – statt dessen wurde am selben Abend die Linkspartei dezidiert als kaputter Haufen runterkommentiert. Tags zuvor sendete das ZDF einen von der Machart her für die Linkspartei nicht vorteilhaften Bericht über deren Kampagne für eine Reform des Sozialstaates, in dem die Bundesvorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger als nahezu schon desorientiert gezeigt wurden – gleichwohl dürfte dieser Bericht dem ZDF als Alibi dafür dienen, dass man am Wochenende ja ausführlich zwar nicht über das LL(L)-Gedenken, aber sehr wohl doch über die Linkspartei-Spitze als solche berichtet habe. Vielleicht zeigt das ZDF nächstens die AfD-Spitze bei einer Kranzniederlegung zu Ehren von weiß der Teufel ...
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