Die Tauben und das Nebelhorn
Von Pierre Deason-TomoryVor dem Karstadt in der Nürnberger Fußgängerzone hat gestern nachmittag ein Klarinettist aufgespielt. Er hat sich sehr bemüht, mit dem Rhythmus mitzugehen, der aus dem Keyboard wummerte, schaffte es aber nie. Die Töne traf er manchmal, die Einsätze verpasste er meistens, zumindest solange ich auf der Bank gegenüber saß und ein Bratwurstweggla verspeiste.
Die Tauben, die darüber auf den Laternen saßen, hören offenbar besser, als es ihr Name behauptet. Sie flogen davon, als der Klarinettist mit einem besonders jammervollen Stück anfing, das vermutlich den Namen »Ode des Nebelhornbläsers« trägt.
Als ich mit meinen Bratwürsten fertig war, bin ich aufgestanden und habe dem Musikus meinen Obolus entrichtet. Warum auch nicht? Würde er so Politik machen, wie er ins Rohr bläst, würden Union, SPD und die Grünen ihn als Kanzlerkandidaten aufstellen – und er würde gewählt!
Mehr aus: Feuilleton
-
Komponist Mikis Theodorakis ist tot
vom 02.09.2021 -
Vorher spritzte Blut
vom 02.09.2021 -
Der Mann auf der Brücke
vom 02.09.2021 -
Gespreizte Behäbigkeit
vom 02.09.2021 -
Weit weg vom Blues
vom 02.09.2021 -
Nachschlag: Humanitäre Hilfe
vom 02.09.2021 -
Vorschlag
vom 02.09.2021