Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 06.04.2022, Seite 10 / Feuilleton
Kulturpolitik

Stift mächtiger als Schwert

Der Machtkampf im deutschen PEN-Zentrum tobt unvermindert weiter. Eine Gruppe von 36 Mitgliedern der Schriftstellervereinigung machte am Montag ihre Unzufriedenheit mit Teilen des Präsidiums um den im Oktober zum Präsidenten gewählten Journalisten Deniz Yücel öffentlich. »Was dieser Mann sagt und tut, das sagt und tut er nicht in unserem Namen!« heißt es zum Abschluss des Papiers. Nach heftigen Auseinandersetzungen soll das komplette Präsidium der Autorenvereinigung (PEN steht für »Poets, Essayists, Novelists«) seine Posten räumen. Das sieht ein Abwahlantrag vor, über den eine Mitgliederversammlung im Mai in Gotha entscheiden soll. Nach PEN-Angaben reicht dafür eine einfache Mehrheit aus.

In der Geschichte des deutschen PEN-Klubs sei so ein Antrag noch nicht vorgekommen, schrieben die Mitglieder am Montag, doch »sehen wir diesen als einzige Möglichkeit, um weiteren Schaden vom PEN abzuwenden«. In der Mitteilung wird »Yücel und seinen Mitstreitern« vorgeworfen, zwei Präsidiumsmitglieder loswerden zu wollen. Ein Mailwechsel dazu strotze vor »Bösartigkeiten, widerwärtigen Beleidigungen, Diskriminierungen und falschen Anschuldigungen«. Der Mailwechsel liegt auch der Deutschen Presseagentur in Berlin vor. Yücel pflege »einen autoritären Führungsstil, der ins 19. Jahrhundert, aber nicht in eine heutige Menschenrechtsorganisation im Zeitalter flacher Hierarchien passt«, schreiben die Unterzeichnenden. Sie sehen zudem einen »nachhaltigen Amtsmissbrauch zum Schaden des PEN«. Vertrauen in die Führung des PEN sein »in nie dagewesener Weise enttäuscht«. Kritisiert wird auch ein Auftritt Yücels, bei dem er sich während des Literaturfestivals Lit.Cologne für eine Flugverbotszone in der Ukraine und somit für ein direktes militärisches Eingreifen der NATO ausgesprochen habe. (dpa/jW)

Mehr aus: Feuilleton