Kundera gestorben
Der tschechisch-französische Schriftsteller Milan Kundera ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Das bestätigte die Sprecherin der Milan-Kundera-Bibliothek in seinem Geburtsort Brno (Brünn) am Mittwoch. International berühmt geworden war Kundera 1984 mit dem Roman »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins«, der von einer Ménage à trois vor dem Hintergrund des »Prager Frühlings« 1968 handelt. Kunderas Werk handelt im wesentlichen von der Schilderung menschlicher Leidenschaften, kalte Erotik verschnitten mit philosophischen Passagen.
Kundera wurde am 1. April 1929 in Brünn als Sohn eines bekannten Pianisten geboren; er schrieb darüber: »Es war zugleich ein schöner Tag und eine schöne Bescherung.« Er studierte Musik, Literatur, Regie und Drehbuch, 1948 trat er in die kommunistische Partei ein. Für sein Drama »Die Schlüsselbesitzer« (1962) erhielt er den Staatspreis der Tschechoslowakei, der erste Roman »Der Scherz« (1967) ist eine Abrechnung mit der Stalin-Zeit. Nach dem sowjetischen Einmarsch in die CSSR wurde der »Reformkommunist« Kundera 1970 aus der Partei ausgeschlossen und mit Publikationsverbot belegt. 1975 übersiedelte er nach Paris, wurde aus der CSSR ausgebürgert und nahm 1981 die französische Staatsbürgerschaft an. Er schrieb nun auch auf Französisch. Anderen Dissidenten war er nicht radikal genug. Spätere Vorwürfe, 1950 einen jungen Oppositionellen verraten zu haben, wies er zurück. Kundera gab selten Interviews und schirmte sich von der Öffentlichkeit ab. 2019 nahm er wieder die tschechische Staatsbürgerschaft an.(dpa/AFP/jW)
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