Letzte Wort
Zehn Jahre nach dem Tod des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez ist am Mittwoch ein bisher nicht publizierter Roman des Kolumbianers veröffentlicht worden. »En agosto nos vemos« erschien zunächst nur auf Spanisch. Noch in diesem Monat sollen mehrere Übersetzungen folgen, darunter die deutsche unter dem Titel »Wir sehen uns im August«.
Der schmale Roman handelt von Ana Magdalena Bach, die jedes Jahr am 16. August mit der Fähre auf eine Karibikinsel übersetzt, um das Grab ihrer Mutter zu besuchen. Am Todestag legt sie dort einen Strauß Gladiolen nieder und erzählt der Verstorbenen von ihren Sorgen und Nöten. Sie ist 46 Jahre alt und seit 27 Jahren glücklich verheiratet mit einem Mann, der der erste und einzige in ihrem Leben war. Bis zu dem Tag, an dem sie im Billighotel an der Lagune mit einem wildfremden Gast anbändelt und ihn mit aufs Zimmer nimmt. Fortan hat sie jedes Jahr ein anderes erotisches Abenteuer auf der Insel und fühlt sich bald fremd in ihrer vertrauten Welt.
Schon 1999 las »Gabo« in der Casa de América in Madrid ein Kapitel, 2003 druckte die spanische Tageszeitung El País ein weiteres. Danach überarbeitete García Márquez den Text immer wieder, gab ihn aber niemals frei, wollte vielmehr, dass er vernichtet würde. Zuletzt bezeichnete er ihn als »Dreck«. Seine Söhne Rodrigo und Gonzalo García Barcha rechtfertigten die Publikation bei einer Onlinepressekonferenz am Dienstag damit, dass García Márquez im Alter aufgrund seiner Demenz nicht nur die Fähigkeit zu schreiben verlor, sondern auch die, das eigene Werk akkurat zu beurteilen. (AFP/dpa/jW)
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