Orang-Utan heilt sich selbst
Berlin. Primaten greifen zur Arznei, um ihre Wunden zu heilen. Zum ersten Mal haben Forscher einen entsprechenden Vorgang dokumentiert. Wie sie in der Fachzeitschrift Scientific Reports berichteten, konnten Wissenschaftler um Isabelle Laumer vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie im Regenwaldgebiet Indonesiens beobachten, wie ein männlicher Orang-Utan seine klaffende Gesichtswunde, vermutlich zugezogen bei einem Kampf mit einem Artgenossen, mit einer Pflanze behandelte. Das Tier riss Blätter der Lianenspezies Fibraurea tinctoria ab, kaute sie und trug das entstehende Speichel-Pflanzensaft-Gemisch mehrere Minuten lang auf die Wunde auf. Anschließend bedeckte der Affe die Verletzung mit den zerkauten Pflanzenteilen. Fibraurea tinctoria ist als schmerzlindernde und fiebersenkende Arzneipflanze bekannt. Die Selbstbehandlung des Orang-Utans hatte offenbar Erfolg: Seine Wunde zeigte keine Anzeichen einer Infektion und hatte sich einige Tage später wieder geschlossen. Das Forschungsteam wertet den Vorgang als Hinweis auf eine gezielte Selbstmedikation. Der Affe habe bestimmte Pflanzenteile gesammelt, die nicht zu seinem üblichen Speiseplan gehören. Es sei der erste bekannte Fall, in dem ein Menschenaffe eine Wunde aktiv mit medizinisch wirksamen Pflanzenstoffen behandelt. (jW)
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Ronald B. aus Kassel-NORD! (8. Mai 2024 um 09:20 Uhr)Jetzt wo man definitiv weiss, dass Primaten sowas können (ärztliche Behandlungen an sich vornehmen), sollte man die ihnen endlich Menschenrechte zuerkennen - mit Klagemöglichkeit vor dem Europäischen Gerichtshof und allem drum und dran.
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