Frankreich: Extreme Rechte veröffentlicht Mordaufruf
Paris. In Frankreich ist auf einem extrem rechten Onlineportal ein Aufruf veröffentlicht worden, wonach rund hundert Anwälte zu »eliminieren« seien, die vor der zweiten Runde der Parlamentswahl am Sonntag einen Appell gegen die ultrarechte Partei Rassemblement National (RN) veröffentlicht hatten. »Wir veröffentlichen eine Liste von Anwälten, die eliminiert werden sollten«, hieß es in einem am Mittwoch auf der Website »Réseau libre – le réseau des patriotes« (Freies Netz – das Netz der Patrioten) veröffentlichten Artikel.
Der Artikel enthielt die Namen der Unterzeichner des am Dienstag veröffentlichten Aufrufs gegen den RN. Überschrieben war er mit dem Titel »(Sehr unvollständige) Liste zu eliminierender Anwälte«. Die anonymen Autoren schrieben weiter, die Anwälte seien »in einen Graben oder in ein Stadion zu schicken«, und fügten an: »Diese Anwälte erklären bereits, dass sie das Urteil im Fall eines Wahlsiegs des RN nicht respektieren.«
Der von den Anwälten unterzeichnete Aufruf gegen den RN war am Dienstag auf der Website der Zeitschrift Marianne erschienen – unter dem Titel »Anwälte, wir bilden die Brigade des Rechts gegen den Rassemblement National«. Darin heißt es: »Lasst uns angesichts der Gefahr, die der RN und seine Verbündeten für unsere Institutionen darstellen (...) versprechen, das Recht, unsere Verfassung und die Europäische Menschenrechtskonvention zu verteidigen.«
Der Vorstand der Pariser Anwaltskammer erstattete Strafanzeige. Die Demokratie sei angesichts der Verbreitung von Listen mit zu »eliminierenden« Anwälten »mehr denn je gefährdet«, erklärte ihr Vorsitzender, Pierre Hoffman, auf X.
Am Sonntag steht in Frankreich die entscheidende Runde der Wahl zur Nationalversammlung an. Der RN liegt in den Umfragen vorne, aber die Sitzverteilung ist kaum abzuschätzen. Gut 200 Kandidaten haben sich aus Dreierkonstellationen zurückgezogen, um die Chancen des jeweiligen RN-Kandidaten in ihrem Wahlkreis zu verringern. Da sich bereits 76 Kandidaten in der ersten Runde durchgesetzt haben, wird nur noch in 501 von 577 Wahlkreisen gewählt. (AFP/jW)
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