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Aus: Ausgabe vom 10.08.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Nachwuchssorgen

Deutschland sucht Verkäufer

IW-Studie sieht zunehmenden Mangel an qualifiziertem Fachpersonal
Von Klaus Fischer
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In drei Jahren könnten etwa 37.000 Verkaufsfachkräfte in der BRD fehlen

Der Bundesrepublik fehlen Fachkräfte. Nicht nur eine desolate Infrastruktur, hohe Energiepreise, eine beginnende Deindustrialisierung, Kapitalflucht und Abwanderung sowie die steigende Zahl von Firmenpleiten machen der deutschen Wirtschaft zu schaffen. Auch der qualifizierte Nachwuchs in zahlreichen Berufsgruppen fehlt zunehmend. Dies hat eine aktuelle Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) erneut bestätigt, über die die Nachrichtenagentur dpa am Freitag berichtete.

Die Wirtschaftswissenschaftler des kapitalnahen Kölner Instituts machten die »größte Lücke« für die Besetzung freier Stellen bei Verkäuferinnen und Verkäufern aus. In drei Jahren können etwa 37.000 Fachkräfte fehlen, wie aus der entsprechenden Studie hervorgeht. Zudem würden Erzieher, Personal für die soziale Arbeit und Dienstleistungen, Krankenpfleger und Informatiker weiterhin dringend gesucht werden.

Trotz eines verzeichneten Rückganges an Geschäften insbesondere im lokalen Handel gibt es demnach zu wenige Verkäufer. Offiziell wurden bereits 2022 zwar 45.000 Arbeitssuchende in diesem Bereich gezählt. Das war indes deutlich weniger als die ausgewiesenen 65.000 offenen Stellen. IW-Studienautor Alexander Burstedde geht davon aus, dass der Mangel auch darauf zurückzuführen sei, dass viele Beschäftigte sich während der Coronajahre beruflich neu orientiert haben und nicht in den alten Beruf zurückgekehrt sind.

In der Bundesrepublik arbeiten den Angaben zufolge knapp 850.000 Menschen als Verkaufskräfte. Sie bilden laut IW die viertgrößte Berufsgruppe im Lande. Dazu zählen Einzelhandelskaufleute und Fachverkäufer mit direktem Kundenkontakt ebenso wie das sonstige Verkaufspersonal.

Bei Erziehern werden laut den Berechnungen der Studienautoren bis 2027 mehr als 27.600 Stellen unbesetzt sein. Zwar steige derzeit die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich. Allerdings reiche das nicht, um den stark wachsenden Bedarf zu decken, erklärte Burstedde. »Wir brauchen mehr Erzieher, um es Eltern zu ermöglichen, mehr zu arbeiten.« Viele Fachkräfte fehlen außerdem in der Sozialarbeit, der Krankenpflege und der Informatik.

Besonders betroffen vom Mangel an qualifizierten Beschäftigten werde der Osten Deutschlands sein. Dort falle der Anstieg an freien Stellen laut IW stärker aus. Viele Menschen würden in den nächsten Jahren in Rente gehen und zuwenig Nachwuchs komme nach.

Andererseits gibt es Branchen, die anscheinend zuviel Personal beschäftigen: Den größten Rückgang sieht die IW-Erhebung bis 2027 voraussichtlich bei an- und ungelernten Arbeitskräften in der Metallbearbeitung und bei ausgebildeten Bankkaufleuten. Gerade die Geldinstitute wüssten nicht, wohin mit den Leuten am Schalter, »weil viele Filialen schließen und die Kunden Onlinebanking machen«, sagt Burstedde.

Neue Rezepte gegen den Fachkräftemangel hat allerdings auch die Studie nicht zu bieten. Der IW-Wissenschaftler rät dann auch das Übliche: Unternehmen sollten versuchen, ältere Menschen länger in Beschäftigung zu halten. Auch Zugewanderte böten ein großes Potential, um Engpässen entgegenzuwirken.

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