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Veranstaltungen

Die DDR: Was bleibt

Veranstaltung zum 75. Gründungstag am 5. Oktober im Berliner Kino Babylon. Tickets jetzt verfügbar!
Von Aktionsbüro
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Mit unserer Veranstaltung am 5. Oktober wollen wir erinnern und kritisch nachfragen

Auch 34 Jahre nach ihrem Ende bleibt die DDR Objekt von Verleumdungen. Die Gründe dafür liegen nahe: Viele ihrer ehemaligen Bürgerinnen und Bürger haben nicht vergessen, dass sie im einzigen Staat der deutschen Geschichte gelebt haben, der niemals einen Krieg geführt hat. Aber nicht nur die Außenpolitik der DDR war geprägt von Solidarität. Wohnungen, Bildungschancen und Arbeitsplätze waren gesichert. Der Zugang zu Kultur und medizinischer Versorgung war flächendeckend und Aufklärung prägte den Alltag. Das Wissen um diese Errungenschaften geht gerade in Zeiten von Kriegsvorbereitung und Sozialabbau zunehmend verloren. Das kapitalistische Gesamtdeutschland hat kein Interesse an einer differenzierten Erinnerungskultur.

Doch ganz so einfach ist es nicht: Viele Biographien sind durch die DDR beeinflusst; und auch die Generationen, die den Staat aufgrund später Geburt nicht mehr bewusst erlebt haben, sind durch die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern geprägt. Das westliche DDR-Bashing taugt nicht zur Aufarbeitung – die Fehler und Versäumnisse, die letztlich zum Ende des Sozialismus auf deutschem Boden beigetragen haben, müssen von den Betroffenen selbst analysiert und benannt werden.

Der offiziellen Dämonisierung der DDR wollen wir am 5. Oktober eine Veranstaltung zum 75. Jahrestag ihrer Gründung entgegensetzen. Um 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) nähern wir uns im Berliner Kino Babylon (Rosa-Luxemburg-Str. 30, nächstgelegener U-Bahnhof: Rosa-Luxemburg-Platz) auf verschiedenen Wegen dem reichen Erbe des untergegangenen Staates an.

In Redebeiträgen werden sich der Philosoph und jW-Autor Martin Küpper sowie Egon Krenz, Staatsratsvorsitzender im Jahr 1989, mit der sozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen. Gesprächs- und Kunstbeiträge gibt es von der Liedermacherin und Musikerin Linda Gundermann und der »langen Leitung«, der Autorin und Filmemacherin Dörte Grimm und der Schauspielerin Jennipher Antoni. Unsere Gäste werden erkunden, was von der DDR geblieben ist und wie sich ihre Erfahrungen in ihrem persönlichen Schaffen widerspiegeln. Zum Abschluss wird der Defa-Spielfilm »Die Legende von Paul und Paula« gezeigt.

Der Eintritt für die Veranstaltung beträgt 15 Euro (ermäßigt 10 Euro). Tickets können ab sofort online, im jW-Shop (Torstraße 6, Berlin) sowie auf einigen kommenden Veranstaltungen, auf denen wir vertreten sein werden, erworben werden. Besuchen Sie doch beispielsweise den junge Welt-Stand auf den UZ-Friedenstagen (23.–25. August, Franz-Mehring-Platz 1, Berlin) oder auf dem Festival der Roten Hilfe zu ihrem hundertjährigen Jubiläum (24. August, Rio-Reiser-Platz, Berlin). Wir freuen uns auf Sie!

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Martin Schumacher aus Bremen (19. August 2024 um 22:21 Uhr)
    Moin, Dämonisierung der DDR ist genauso großer Mist wie Heroisierung, was hoffentlich auf der Veranstaltung nicht passieren wird. Genauso wie die vielen zerstörten Errungenschaften Beachtung im Westen finden sollten, sollten Schicksale der Verfolgten und ihrer Angehörigen nicht nur bei den Rechten beachtet werden, sondern auch von uns Linken aufgearbeitet werden. Liebe Grüße
  • Leserbrief von Michael Michaelis (17. August 2024 um 15:01 Uhr)
    Wie könnte ich je vergessen das Land, verlorene Heimat, die DDR (inspiriert und angelehnt an das gleichnamige Lied zum Spanischen Bürgerkrieg): Hans Wie könnte ich je vergessen das Land. Wie könnte ich je vergessen das Land, in das mich das Schicksal geboren. Das Land, indem meine Wiege stand und das ich für immer verloren. Denn Heimat ist nicht nur ein Platz und ein Ort, sie ist auch soziales Gefüge. Sie stand für Zukunft und Frieden ein, für menschliche Werte und Güte. Denn Länder, in denen das Geld nur regiert, verlässt man ohne Betrüben. Doch das Land, das komplett neue Welten betrat, das werde ich ewig lieben. Wie könnte ich je vergessen das Land mit Kindheit und Jugend, so sorglos. Das Land, indem jeder Arbeit fand und Obdach und keiner war brotlos. Denn Reichtum war nicht der heilige Gral. Es gab Sport und Kultur für jeden. Für die Zukunft stand nur ein Ziel zur Wahl, ein rundum erfülltes Leben. Denn Länder, in denen das Geld nur regiert, verlässt man ohne Betrüben. Doch das Land, für das ich gelebt und gekämpft, das werde ich ewig lieben. Wie könnte ich je vergessen das Land, aus dem schrecklichsten Krieg geboren. Mit dem ein jeder die Hoffnung verband, die Menschheit ist doch nicht verloren. Ich hatte das große Glück erworben, Zeuge fortschrittlichen Lebens zu sein. Mir vierzig Jahren, viel zu jung gestorben, wird die DDR immer ein Teil von mir sein. Denn Länder, in denen das Geld nur regiert, verlässt man ohne Betrüben. Doch das Land, das mir Heimat und Hoffnung war, das werde ich ewig lieben. Dafür lohnte es zu leben. Michael Michaelis 14.03.2024

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