75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 31.08.2024, Seite 10 / Feuilleton
Erinnerungspolitik

Genius Loci

Das Mahnmal Buchenwald wird am Landtagswahlwochenende in Thüringen zum Ort eines internationalen Video- und Lichtinstallationfestivals. Das Motto lautet »Es ist 5 vor 33«. Die ausgewählten Arbeiten sind von Freitag bis Sonntag auf dem Gelände der Mahnmalsanlage zu sehen, wie die Veranstalter des Festivals »Genius Loci« mitteilten. Drei Gebäude werden dort speziell beleuchtet. Auch auf den von weitem sichtbaren 50 Meter hohen Glockenturm des Mahnmals werde Lichtkunst projiziert. Die Installationen seien »im besonnenen Einklang mit der Geschichte und der Würde« des Ortes gestaltet worden, so die Veranstalter.

Das Mahnmal Buchenwald ist die Grabstätte von Tausenden KZ-Häftlingen und laut Gedenkstätte Buchenwald »das größte Denkmal in Erinnerung an ein nationalsozialistisches Konzentrationslager in Europa«. Die monumentale Anlage wurde 1958 als Nationaldenkmal der DDR errichtet.

Die Veranstalter des Festivals wollen einen kritischen Blick auf die Gegenwart werfen. Die elfte Auflage von »Genius Loci« bezieht sich mit dem Titel »Gefühlt ist es 5 vor 33« auf das Jahr 1933, in dem mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler das Ende der parlamentarischen Demokratie besiegelt wurde.

»Wir können beobachten, dass in ganz Europa, wenn nicht sogar weltweit, schriller Populismus, unterkomplexer Egoismus und geschürte Ressentiments gegenüber den ›anderen‹ auf dem Vormarsch sind«, schreiben die Festivalmacher auf der Website.

Umfragen zufolge liegt die AfD wenige Tage vor der Landtagswahl bei rund 30 Prozent und könnte somit im Landtag die stärkste Kraft werden. In das KZ Buchenwald und seine mehr als 130 Außenlager wurden seit dem Sommer 1937 mehr als eine Viertelmillion Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche aus 50 Ländern verschleppt. 56.000 Menschen wurden ermordet oder starben. Die Befreiung erlebten noch 21.000 Menschen. (dpa/jW)

Mehr aus: Feuilleton