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Aus: Ausgabe vom 14.09.2024, Seite 11 / Feuilleton
Nach der Wahl

Rache des Ostens

Der 73jährige Theaterregisseur Frank Castorf sieht die Wahlergebnisse in Ostdeutschland als eine Reaktion auf Herabwürdigungen. »Na ja, man hat sich im Westen endlos lustig gemacht über die Sachsen und ihren Dialekt«, sagte der 1951 in Berlin (DDR) geborene Castorf dem Tagesspiegel auf die Frage, warum Menschen im Osten »anders wählen« als im Westen. »Ich habe ja auch darüber gelacht. Und wenn du das immer hörst, ihr seid die Idioten, ihr seid lachhaft, dann kommt die Reaktion instinktiv. Wie ein Hund, der beißt.« Wenn man sich wehre, überlege man eben, wie man sein Gegenüber am härtesten treffen könne, führte Castorf aus. »Deshalb habe ich auch einmal von der ›Rache des Ostens‹ gesprochen, wenn dort AfD gewählt wird.« Bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen war die AfD am 1. September auf jeweils mehr als 30 Prozent gekommen. Als weiteres Problem sieht der frühere Intendant der Berliner Volksbühne (1992–2017) »die Ungleichmäßigkeit der Besetzung der Chefposten im Osten, in der Politik, im Theater, in den Museen, überall«, wie er nun erklärte. (dpa/jW)