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Aus: Ausgabe vom 11.10.2024, Seite 15 / Feminismus

UNICEF: Erster Bericht zu sexualisierter Gewalt

New York. Mehr als 370 Millionen Mädchen und junge Frauen auf der Welt sind vor ihrem 18. Geburtstag nach UN-Angaben Opfer von Vergewaltigungen oder sexuellen Übergriffen geworden. Dies geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF hervor. Am meisten betroffene Mädchen gebe es in Afrika südlich der Sahara (79 Millionen), in Ost- und Südostasien (75 Millionen), Zentral- und Südasien (73 Millionen) sowie 68 Millionen Opfer in Europa und Nordamerika. Wenn »kontaktlose« Formen sexueller Gewalt wie verbale Aggressionen mitgezählt würden, steige die Zahl der Opfer betroffener Mädchen und Frauen sogar auf 650 Millionen, erklärte UNICEF weiter.

UNICEF-Chefin Catherine Mary Russell sprach von einem »besorgniserregenden Ausmaß« der sexuellen Gewalt »auf globaler Ebene«, insbesondere gegen weibliche Teenager. Die Übergriffe und Vergewaltigungen verursachten »tiefe und dauerhafte Traumata«. Russell beklagte auch »grausame sexualisierte Gewalt in Konfliktgebieten«, wo diese oft als »Kriegswaffe« eingesetzt werde. Nach UNICEF-Angaben handelt es sich um die erste weltweite Schätzung zu sexualisierter Gewalt gegen Mädchen und junge Frauen. Die Angaben beruhen demnach auf der Auswertung nationaler Daten und internationaler Erhebungen aus den Jahren 2010 bis 2022. Die Zahlen seien jedoch aufgrund fehlender Statistiken nicht vollständig.

So verweist etwa die Hilfsorganisation Human Rights Watch darauf, dass die meisten überlebenden Opfer sexualisierter Gewalt nach Übergriffen keine medizinische Unterstützung suchen können oder wollen – weshalb die erfassten Fälle nur einen Bruchteil der tatsächlichen Gewalt darstellten. Die Leiterin der UNICEF-Statistikabteilung, Claudia Cappa, sagte, sie kenne zwar die Schwächen der Daten. UNICEF habe dem Problem aber »endlich Sichtbarkeit durch Daten« geben wollen.

Nankali Maksud, UNICEF-Beauftragte für Gewalt gegen Kinder mit Sitz in Kenias Hauptstadt Nairobi, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die von den Opfern sexualisierter Gewalt erlittenen Traumata hätten weitreichende Folgen für deren Entwicklung. »Wir verwenden viel Energie darauf, Mädchen zum Schulbesuch zu bewegen, aber ein Mädchen, das vergewaltigt wurde oder sexuelle Gewalt erlebt hat, ist nicht in der Lage zu lernen«, sagte sie. (AFP/jW)

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