Konferenz in Äthiopien: »Welt ohne Hunger« steht aus
Addis Abeba. Die Anstrengungen zur Beseitigung des Hungers in Afrika und in der ganzen Welt müssen verdoppelt werden, Lösungen sind gefordert, die die Widerstandsfähigkeit, das Wirtschaftswachstum und die Eigenständigkeit der Länder auf der Welt fördern. Dieser Appell erging auf der Konferenz »Welt ohne Hunger«, die am Dienstag in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, eröffnet wurde. An dem dreitägigen Treffen, das von der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO), der Afrikanischen Union (AU) und der äthiopischen Regierung mit Unterstützung der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) organisiert wurde, nehmen Entscheidungsträger, hochrangige Beamte der UN und regionaler Organisationen, Vertreter der Privatwirtschaft, verschiedener Finanzinstitutionen, der Gebergemeinschaft sowie weitere Gäste teil.
In seiner Ansprache auf der Konferenz sagte der Vorsitzende der AU-Kommission, der tschadische Diplomat Moussa Faki Mahamat, dass die Welt und insbesondere Afrika hoffe, den Hunger in naher Zukunft zu besiegen, da er gegenwärtig die größte Herausforderung für die Menschheit darstelle. Faki sagte, dass die afrikanischen Staats- und Regierungschefs 2014 die Erklärung von Malabo mit dem Ziel verabschiedet hätten, den Hunger bis 2025 zu beenden. »Ein Jahr vor dem in der Erklärung von Malabo gesetzten Zeitrahmen ist Afrika nicht auf dem richtigen Weg, den Hunger zu beenden, und wir sind leider weit von diesem Ziel entfernt.«
Afrika hinkt hinterher
Der AU-Chef sagte, dass der afrikanische Kontinent trotz seiner reichen Anbauflächen, seiner jungen Bevölkerung und seiner beträchtlichen Süßwasserreserven immer noch von Ernährungsunsicherheit betroffen sei. Unter Berufung auf jüngste Berichte sagte Faki, dass mehr als 280 Millionen Afrikaner, etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung des Kontinents, zur Zeit von einer unsicheren Ernährungslage betroffen sind und dass sich mehr als 850 Millionen Menschen in Afrika keine gesunde Ernährung leisten könnten. Er sagte, während die weltweiten Hungerstatistiken in allen anderen Teilen der Welt zurückgegangen seien, habe sich die Situation in Afrika nicht verbessert. »Das ist inakzeptabel. Es ist in der Tat eine Schande, dass Afrika trotz all seiner Ressourcen immer noch nicht in der Lage ist, sich selbst zu ernähren. Das muss geändert werden«, so Faki.
Der Generaldirektor der UNIDO, der frühere Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), sagte seinerseits, dass der Hunger eng mit dem globalen Wohlstandsgefälle verknüpft sei, und betonte die Notwendigkeit, den Weltmarkt umzustrukturieren und den Globalisierungsprozess zu überdenken. »Die Bevölkerung Afrikas wird bis 2050 auf 2,5 Milliarden Menschen anwachsen. Vor allem brauchen sie täglich Lebensmittel. Hier in Afrika ist es möglich, den Hunger zu beenden, da dieser Kontinent über ein großes Potential verfügt – 60 Prozent des weltweit verfügbaren Ackerlandes befinden sich hier, sechs der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sind afrikanische Länder, und Afrika könnte der erste Kontinent sein, der sich durch erneuerbare Energien selbst mit Strom versorgt – das Potential ist da«, sagte Müller.
Der UNIDO-Chef wies jedoch darauf hin, dass die Produktivität Afrikas immer noch zu niedrig sei und viele afrikanische Länder zunehmend zu Nahrungsmittelimporteuren würden. Müller sagte, dass die Gewährleistung von Frieden, Stabilität, guter Regierungsführung und die Bekämpfung der Korruption zu den notwendigen Voraussetzungen gehören, die für die Gewährleistung der Ernährungssicherheit in Afrika entscheidend sind. Er rief außerdem zu Investitionen in die Förderung der Produktivität, Mechanisierung, Bewässerung, Lagerung und Entwicklung der Infrastruktur auf.
Integrale Lösungen gefordert
Der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed betonte seinerseits, dass gemeinsame Anstrengungen innovative Lösungen und Partnerschaften hervorbringen werden, um das gemeinsame Ziel der Beseitigung des Hungers und der Gewährleistung der Ernährungssicherheit für alle zu erreichen. »Als wir uns verpflichteten, als globale Gemeinschaft den Hunger zu beseitigen, konnten wir nicht vorhersehen, wie der Klimawandel, Naturkatastrophen, die Covid-19-Pandemie und eskalierende globale Konflikte uns von diesem großen Ziel abbringen würden. Die Komplexität dieser Herausforderungen hat jedoch nur die dringende Notwendigkeit unterstrichen, unsere Anstrengungen für die Ernährungssicherheit zu verdoppeln«, sagte er. »Bei der Beseitigung des Hungers in der Welt geht es jedoch um mehr als nur um die Steigerung der Produktivität. Dazu müssen wir systemische Probleme wie Armut, Ungleichheit und Klimaresistenz ganzheitlich angehen«, so Ahmed.
Einem kürzlich erschienenen Bericht von fünf UN-Organisationen zufolge waren 2023 rund 733 Millionen Menschen von Hunger betroffen, was einem von elf Menschen weltweit und einem von fünf in Afrika entspricht. In dem Report wird davor gewarnt, dass das von der UNO beschlossene Entwicklungsziel einer Beseitigung des Hungers bis 2030 deutlich verfehlt werde. Die Teilnehmer der Konferenz in Addis Abeba wiesen auch darauf hin, dass die Welt zwar genügend Nahrungsmittel produziere, diese aber oft nicht die Bedürftigen erreichten, da vulnerable Bevölkerungsgruppen in der ganzen Welt immer noch nicht über die Mittel verfügen, Zugang zu den Nahrungsmitteln zu erhalten. Sie betonten die dringende Notwendigkeit, in Lösungen zu investieren, die die Widerstandsfähigkeit, das Wirtschaftswachstum und die Eigenständigkeit fördern, um den Hunger zu beseitigen. (Xinhua/jW)
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