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Aus: Ausgabe vom 19.11.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Reinhard Lauterbach

Unterstützung bis zum Schluss

Wenn es um Support für die Ukraine geht, lässt die FAZ auch schon mal einen Terroristen zu Wort kommen
Von Reinhard Lauterbach
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Dass eine auf Respektabilität achtende »Qualitätszeitung« einem nicht einmal reumütigen Terroristen eine Plattform bietet, kommt eher selten vor. Aber die »Zeitung für Deutschland« hat es sich getraut. Am vergangenen Freitag bot die Frankfurter Allgemeine dem ukrainischen Geheimdienstoffizier Roman Tscherwinskij die Gelegenheit, sich auf Seite drei seiner Rolle bei der Vorbereitung des Anschlags auf die Ostseepipelines Nord ­Stream 1 und 2 zu rühmen.

Was der Mann, der nach eigenen Angaben nicht selbst auf den Grund der Ostsee getaucht ist, aber die Aktion »patriotischer Taucher« koordiniert haben will, von sich gab, war schon bemerkenswert: Die Ukraine sei sozusagen der Chirurg gewesen, der durch eine »Operation« Deutschland vom Krebsübel seiner Abhängigkeit von russischen Energieträgern geheilt habe, nachdem alles Zureden nicht geholfen habe. Künftig werde Deutschland der Ukrai­ne sogar noch dafür dankbar sein. Wirtschaftliche Schäden wischte er dabei beiseite: Was seien ein paar Prozent entgangenes Wachstum angesichts des »Blutzolls«, den »unsere Jungs« an der Front zu leisten hätten. In diesem Argument werden die Geschicke der BRD kurzerhand zur Angelegenheit der ukrainischen Kriegsanstrengung verbucht, ohne der Regierung in Berlin geschweige denn der deutschen Gesellschaft auch nur den Anschein eines Entscheidungsrechts darüber einzuräumen. Das scheint die ukrai­nische Justiz, die Tschwerinskij wegen einer versemmelten Geheimdienstaktion unter Hausarrest hält und das Interview zweifellos zu genehmigen hatte, genauso zu sehen wie die Redaktion in Frankfurt am Main, die diesen Text abgenickt hat.

Tscherwinskijs Äußerungen überbieten dabei noch die notorische Chuzpe Andryj Melnyks, des langjährigen Kiewer Botschafters in Berlin. Melnyk, ein bekennender Bandera-Anhänger, pilgerte alljährlich zu dessen Grab in München und belehrte anschließend »die Deutschen«, wie schlecht sie im Zweiten Weltkrieg mit »den Ukrainern« umgegangen seien – soweit die nicht kollaboriert haben, was Melnyk freilich nicht dazusagte. Die Zeit für eine Diskussion über Banderas Wirken sei »noch nicht gekommen«, sagte Melnyk einmal einem deutschen Interviewer, der zaghaft nachfragte.

Dass weder Melnyk auf Veranlassung des Auswärtigen Amtes vorzeitig nach Hause geschickt wurde, obwohl er den Bundespräsidenten beleidigt hatte, noch die FAZ-Redaktion darauf verzichtete, dem Terroristen Tscherwinskij ein Forum zu bieten, zeigt, wie sehr die »Unterstützung der Ukraine« den Eliten dieses Landes zur Herzensangelegenheit geworden ist – oder zumindest, was sie sich im Namen dieser Politik alles bieten zu lassen bereit sind. Lieber kriechen sie vor einem korrupten Regime mit einer gewissen Nähe zu Faschisten zu Kreuze, als im Namen auch nur des üblichen guten Benehmens die Finger von diesem Land und seinen Herrschenden zu lassen. Auch dies ist eine Folge von 1.000 Tagen Krieg in der Ukraine und der »Zeitenwende«, für die er den Anlass, aber nicht den Grund bot.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (20. November 2024 um 16:23 Uhr)
    Dass die FAZ schon lange kein Qualitätsmedium mehr ist (oder je war?), das hat sie mit vielen, hierzulande von sich selbst überzeugten, Regierungssprachrohren gemeinsam. Insofern ist es folgerichtig, dass jeder willkommen ist, der das regierungskonforme Narrativ vom bösen und aggressiven Russland stützt. Warum also nicht Terroristen und Bandera-Verehrer zu Wort kommen lassen? Letztlich geht es darum, die Konsumenten dieses Blättchens mit Schauermärchen über Russland im Allgemeinen und Putin im Besonderen zu versorgen. Der Wahrheitsgehalt dessen, was der Terrorist a. D. zu Protokoll gibt, ist dabei völlig belanglos, denn erstens soll der wahre Staatsterrorist aus der Schusslinie genommen und zweitens soll der Terrorakt als Heldentat verklärt werden.

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