Das größte Spiel
Von Gabriele DamtewEin wenig erinnert die Nations League schon an die deutschen Landespokale, zumindest was die Klassenunterschiede angeht. Während sich die deutsche Auswahl nach dem 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina (Nr. 74 der Weltrangliste) auf oder wie ein Schnitzel freute, gingen wegen der spielfreien Zeit die Landespokale in den unteren Ligen über die Bühne. Normalerweise treffen die Drittklässler auf Mannschaften jenseits ihres natürlichen Habitats – und gewinnen. Immerhin steht eine Menge Schotter auf dem Spiel: Der Pokalsieg ermöglicht die Teilnahme an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals, die 2025 mit einer Prämie von über 209.000 Euro vergütet wird.
Was erst mal so leicht aussieht, kann auch seine (Heim-)Tücke haben. Im Sachsenpokal war Drittligist Dynamo Dresden schon in der letzten Runde vor gut einem Monat gegen Gastgeber Chemnitz (4. Liga) mit 1:3 hochkant rausgeflogen. Im Achtelfinale am vergangenen Sonnabend erwischte es den zwei Ligen höher spielenden FSV Zwickau beim Sechstligisten VfB Empor Glauchau (2:1), der immerhin die Tabelle in der Sachsenliga anführt; man hätte also gewarnt sein müssen. Noch dicker kam es weiter südlich im Bayernpokal, wo Drittligist 1860 München die Unterhachinger Ligakollegen im Viertelfinale empfing, schon mit der Vorschau im Kopf, im Finale gegen Ligakonkurrent Ingolstadt ranzudürfen. Nichts da, davon kann nach dem 3:1–Auswärtssieg nun die SpVgg Unterhaching träumen.
Normalerweise freut sich aber der gastgebende Underdog auf seine erlauchten Besucher. So wie vergangenen Sonntag der Sechstligist SV Tapfer 06 Leipzig aus dem Nordosten der Stadt auf den Drittligisten Erzgebirge Aue. Es war das größte Spiel in der über hundertjährigen Historie des Vereins, und man ließ sich nicht lumpen. Um auf dem eigenen Sportplatz antreten zu dürfen, erfüllte der e. V. alle nötigen Auflagen in Eigenregie, wie getrennte Eingänge, Absperrungen und angemessenes Catering. Immerhin waren 1.000 Auswärtstickets verkauft worden sowie 800 weitere an die Heimfans – die Hütte ausverkauft. Aue kam selbstbewusst mit seiner Zweitbesetzung angereist, was für ein Luxus in den Augen der Amateure, die ihre Brötchen abseits des Rasens verdienen. Und ja, zwei Welten trafen aufeinander, was Ballbehandlung, taktisches Verständnis und Schnelligkeit betraf. Einsatz und Energie stimmten bei beiden. Zum Pausenpfiff war der Klassenunterschied dennoch numerisch sichtbar: 0:4. Ein Hattrick ging auf das Konto des Neu-Erzgebirglers Ricky Bornschein, angetreten, um sich zu beweisen. Nach der Pause setzen die Gastgeber alles aufs Spiel, bis auf ihren guten Namen, und kamen endlich zu Abschlüssen. Kenny Justin, der mal für die U16 Frankreichs auflief, verzog seine Großchance über die Latte. Trotzdem, voll auf Angriff, magnifique, dieser Esprit. Am Ende legte Aue standesgemäß noch mal kräftig nach: Tor Nummer 5 durch Innenverteidiger Tim Hoffmann, Nr. 6 von ha! Ricky Bornschein (Viererpack), und das letzte gelang in seinem langgehegten Comeback Niko Vukančić. Die Sieben soll ja eine magische Zahl sein.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
Mehr aus: Sport
-
Wie es kommen musste
vom 19.11.2024