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Aus: Ausgabe vom 21.11.2024, Seite 10 / Feuilleton
Pop

Manch süße Melodie

Für die Fans: »The Night the Zombies Came«, das zehnte Album der Pixies
Von Norman Philippen
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Ja, er lebt noch: Frank Black von den Pixies

Papa im Pixies-Shirt, Mama im knapperen für Damen, auch Tochter und Sohn trugen Pixies hinten drauf. So wackelte erst sommers kurz vor knapp eine ganze Pixies-Fanfamilie mir voran zum Mehrgenerationenpunkevent in der Zitadelle Spandau. Von wegen »Death to the Pixies!«, dachte ich über die Band, deren bis zum ersten Ende 1991 Geschaffenes ich mal sehr mochte, deren Bosses Solos und Kollabos ich um 2000 herum viel hörte, seit der Reunion vor 20 Jahren aber vor allem versehentlich vernehme.

Da dieser Text jedoch Absicht ist, widmete sich der Rezensent dem zehnten Studioalbum entsprechend aufmerksam. Und hörte in 13 Songs: 13mal ganz deutlich Herrn Charles Michael Kittridge Thompson IV alias Frank Black/Blak Francis, Joey Santiagos seit jeher sehnsuchtende Gitarre sowie David Loverings allzeit hallfreudiges Schlagzeugspiel. Kein Mal aber Kim Deals Nachnachfolgerin Paz Lenchantin den Begleitgesang anstimmen, noch die Bassgitarre manipulieren. Grund: Lenchantin ward im Frühling ersetzt durch Emma Richardson (vormals Band of Skulls). Ergebnis: Eine gar nicht übel mit Thompsons harmonierende, vielleicht etwas zu feenhaft kraftlose Backvokalistin zum eher unaufälligen Basspiel, von der sich nicht sagen lässt, ob sie auch als Führungsstimme noch gut hörbar wäre.

Was das Rockmagazin Visions erlauscht hat – »Weiter als mit ihrem neuen Album haben sich die Pixies wohl nie von ihrem klassischen Sound entfernt« –, lässt sich allerdings leicht überhören. Stimmt schon, zwischen »Surfer Rosa« (1988) und diesem zehnten Album bestehen gewisse Unterschiede in Sachen Rau- und Reifheit. Thompson, der immer mehr als nur ein Pixies-Viertel war, hört sich aber eigentlich an wie immer, ebenso Santiago und Lovering. Mag manches auch neu arrangiert sein, ist »The Night the Zombies Came« weniger ein besonders ungewöhnliches Pixies-, denn vielmehr ein noch deutlicheres Frank-Black-Album geworden. Mit »Motoroller« und »You›re so impatient« sind schon unter den ersten drei zwei klassische Thompson-Solo-Songs, und insgesamt tönt hier nichts, was zwischen »Frank Black« und »Black Letter Days« (2002) nicht schon angeklungen wäre.

Alles wurde ein bisschen neu fragmentiert und zusammengepuzzelt, doch selbst die Countryeinschläge sind nach »Doggerel« (2022) keine Pixies-Premiere mehr. Nachdem »Jane (The Night the Zombies Came)« den Zombies zum Fraß vorgeworfern wurde, verrät das kopflose Huhn (»Chicken«) Thompson (aus Versehen?) gleich selbst, wie der Hase läuft: »I‹m dea­ling with decapitation / I›m just running around in cir­cles«, besingt er zu Santiagos elliptisch anmutenden Licks sein musikalisches Rezept. Around and around and around it goes – und wann Zombies mal durch sind? No one knows. Muss man mit knapp 60 aber auch nicht mehr.

Eine verhältnismäßig gemütliche, wenig albtraumhafte, textlich gewohnt spinnerte Veröffentlichung ist Longplayer zehn, der manch süße Melodie, aber keinen Hit enthält. Umhauen wird »The Night the Zombies Came« wohl wenige. Der Band neue Fans bringen eher auch nicht. Pixies-Fans wird die letztlich solide Scheibe aber sicher auch nicht enttäuschen. Und solange die noch zu ganzen Pixies-Sippen ihr Familienunwesen treiben, ist der Bandgeschichte letztes Kapitel noch nicht eingespielt.

Pixies: »The Night the Zombies Came« (BMG/Universal)

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