Mercedes setzt sich für Chinas E-Autos ein
Von Wolfgang Pomrehn
Der Vorstandsvorsitzende der Mercedes-Benz AG, Ola Källenius, will bessere Bedingungen für die Ansiedlung chinesischer Hersteller von Elektroautos schaffen. Das berichtete die Financial Times am Montag. Källenius ist zugleich Chef des EU-Autolobbyverbandes ACEA und erhofft sich damit eine Lösung im Streit um die Einfuhrzölle auf chinesische E-Autos. Die EU-Kommission hatte im Oktober 2023 eine Untersuchung der staatlichen Unterstützung für die chinesischen Elektroautohersteller gestartet. Ergebnis: Nach Ansicht der Kommission profitieren diese in vielfältiger Weise von Unterstützung der öffentlichen Hand. Daher waren im Juli zunächst provisorisch und ab Oktober dauerhaft erhöhte Importzölle eingeführt worden. Zusammen mit älteren Abgaben können diese bis zu 45 Prozent ausmachen. Betroffen sind auch chinesische Niederlassungen europäischer Konzerne. Der hiesige Marktanteil chinesischer Hersteller ist bisher mit einem Prozent aller Neuzulassungen noch gering, hat bei den rein elektrischen Fahrzeugen allerdings schon acht Prozent und nimmt dort rasch zu.
Derweil ist 2024 der Absatz von Elektro-Pkw in Westeuropa zuletzt etwas zurückgegangen. Der Financial Times zufolge erwarten Marktbeobachter in diesem Jahr ein kräftiges Wachstum. Hersteller würden zahlreiche neue Produkte anbieten. Im vergangenen Jahr waren die Neuzulassungen von E-Autos nach unterschiedlichen Quellen um drei bis sechs Prozent zurückgegangen. Hierzulande fiel der Rückgang sogar noch drastischer aus, nachdem Ende 2023 Anreizprogramme für den Kauf von E-Autos ausgelaufen waren.
Für das neue Jahr sind Hersteller und Marktbeobachter jedoch optimistisch, so das britische Wirtschaftsblatt. Befeuert werden könnte der Markt durch neue EU-Vorschriften. Die Regierungen der Mitgliedsländer hatten sich darauf geeinigt, dass Hersteller den Treibhausgasausstoß ihrer Flotten durch den verstärkten Verkauf von Elektrofahrzeugen vermindern müssen. Ähnlich wie schon seit einigen Jahren können sie sich dafür allerdings auch Zertifikate von reinen E-Auto-Produzenten kaufen. Ford, Toyota und einige andere machen das bei Tesla, während Mercedes mit Volvo und Polestar zusammenarbeitet, die dem chinesischen Automobilkonzern Geely gehören.
Auch in Großbritannien wird der Umstieg auf den Elektromotor vorangetrieben. Dort wird von den Herstellern bis zum Ende des Jahrzehnts ein Elektroanteil von 80 Prozent an den verkauften Pkw verlangt. Anderswo ist man noch weiter. Äthiopien war vergangenes Jahr das erste Land, das die Einfuhr von Pkw mit Verbrennungsmotoren verbot und gleichzeitig chinesische Hersteller ins Land einlud, dort Anlagen für die Endproduktion ihrer Elektrofahrzeuge einzurichten. Auch in Norwegen hat man sich bereits weitgehend von Diesel- und Benzinmotoren verabschiedet. Dort waren 2024 von zehn Neuzulassungen neun E-Autos.
Während also in Europa, mit den bemerkenswerten Ausnahmen Großbritannien und Norwegen, der Absatz 2024 zurückging, sieht es für die neue Industrie im globalen Maßstab ganz anders aus. Nach Angaben der britischen Beratungsfirma Rho Motion hat der weltweite Absatz von Elektrofahrzeugen 2024 um 25 Prozent zugelegt. Größten Anteil hat daran allerdings China, wo elf Millionen elektrische Pkw und leichte Lieferwagen verkauft wurden. Das waren rund zwei Drittel des globalen E-Auto-Marktes und für China eine Zunahme von 40 Prozent. In der Volksrepublik haben inzwischen fast 50 Prozent aller verkauften Pkw einen Elektromotor, und entsprechend stagniert bereits seit 2020 der Verbrauch von Erdölprodukten. Produziert werden im Land der Mitte inzwischen über zwölf Millionen dieser Fahrzeuge, mit stark zunehmender Tendenz.
Wie in schnell expandierenden Märkten öfter zu beobachten, ist die Konkurrenz und der Preisdruck groß. Zusammen mit der längeren Erfahrung chinesischer Hersteller führt das dazu, dass deren Preise inzwischen relativ günstig sind. Die chinesische Industriepolitik hatte bereits seit Beginn des Jahrtausends begonnen, die Entwicklung von elektrischen Antrieben und die Batterieforschung massiv zu fördern. Entsprechend ist zum Beispiel der Preis für Lithiumionenakkus seit 2013 um 85 Prozent zurückgegangen und fällt weiter.
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