Warenhauskette stetig geschrumpft
Von Gudrun GieseBekannteste Opfer der Praktiken von René Benko und seinem Signa-Imperium sind die Warenhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof. Die früheren Eigentümer wehrten sich lange gegen die Übernahme durch den österreichischen Immobilienspekulanten, denn Benko galt auch 2010, als eine »Rettung« von Karstadt anstand, als unseriös. Deshalb erhielt den Zuschlag der vermeintlich seriösere Nicolas Berggruen, der wenige Jahre später die Reste des Warenhausunternehmens Signa überließ. Auch Galeria Kaufhof landete auf Umwegen bei Benko, der die Immobilienwerte versilberte und das Warenhausgeschäft weiter schrumpfte – bis hin zur dritten Insolvenz in dreieinhalb Jahren 2023/24.
Die allerletzten Reste der Warenhauskonzerne gingen im vergangenen Jahr an die Investoren Bernhard Beetz und Richard Baker, die bereits früher in diesem Geschäft in Erscheinung getreten waren. Im April übernahm ein Konsortium aus der US-Investmentgruppe NRDC Equity Partners und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA. Sie strichen unter anderem die Namen Kaufhof und Karstadt und bauten rund die Hälfte der Jobs in der Essener Zentrale ab. Inzwischen gibt es noch 83 Filialen unter dem Namen »Galeria« mit rund 12.000 Beschäftigten. Denen wurde inzwischen die Bindung an die Verdi-Tarifverträge des Einzelhandels genommen. Eine im vergangenen Jahr zugesagte Lohnerhöhung von 11,3 Prozent über einen Zeitraum bis Oktober 2026 war an die Zustimmung der Beschäftigten zum Verzicht auf tarifvertragliche Ansprüche gekoppelt. Neunzig Prozent der Belegschaft mussten dieser von Verdi als »erpresserisch« bezeichneten Regelung zustimmen, damit sie in Kraft treten konnte. So gibt es zwar mehr Geld, doch der Abstand zu den Tariflöhnen wird ebenso zementiert wie schlechtere Arbeitsbedingungen. Die Erzwingung eines solchen Billigabschlusses verkenne »die angespannte finanzielle Situation der Menschen und ihrer Familien bei Galeria«, kritisierte Silke Zimmer, Verdi-Bundesvorstandsmitglied für den Handel.
Die Methode Benko ging nahtlos weiter: Baker und Beetz kamen günstig an die Reste des Warenhausunternehmens, investieren kaum, drücken die Löhne – zu Lasten der Belegschaft, der Steuerzahler und der Kundschaft, die Galeria-Häusern die Treue hält. »Alle 83 Filialen schreiben schwarze Zahlen«, jubelte Beetz im Düsseldorfer Handelsblatt vom Montag. Für das laufende Jahr strebe Galeria eine Umsatzsteigerung von rund 500 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro an.
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