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Aus: Ausgabe vom 28.01.2025, Seite 8 / Ansichten

Nickisammler des Tages: Giovanni Infantino

Von Ken Merten
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Gianni Infantino

Bereits vor einer Woche war FIFA-Präsident Giovanni Infantino bei der Inauguration Donald Trumps in bester Gesellschaft. Am Sonnabend jettete er mit seinem von krimineller Energie angetriebenen Privatflieger vom schweizerischen Davos nach Leipzig. Was hatte die sächsische Stadt verbrochen? Sie ließ in ihrer Kongresshalle die Gala einer nunmehr 125 Jahre alten Organisation stattfinden, die man auf den Rängen als »Fußballmafia« kennt: Der Deutsche Fußballbund, zu dessen Geschichte gehört, dass er gehorsamst im Zuge der Einrichtung des deutschen Faschismus aus sich herausbeförderte, wer als jüdisch und/oder marxistisch galt, oder einfach nicht die Kralle zum Gruße heben wollte wie heuer Elon Musk.

Wie die Leipziger Volkszeitung berichtet, ging der Chef des organisierten Fußballverbrechens im Weltmaßstab in Leipzig nicht leer aus: Erst erbat er sich vom Präsidiumssprecher des 1. FC Lok Frank Viereckl einen Fanschal als Präsent. Dann schlug die Stunde für DFB-Vize und Quotenossi Hermann Winkler. Dem hatte der Racketeer mit Fleischmütze einst geklagt, dass ihm in seiner Dresssammlung noch eins der DDR fehle. Winkler kreuchte Schleimspuren lassend zur Tat: »Da habe ich privat bei Jürgen Sparwasser für 75 Euro eins gekauft. Er lässt diese als Retrotrikot mit Autogramm und einem Foto der Hamburger Anzeigetafel von 1974 anfertigen.«

Der Siegtorschütze beim einzigen Aufeinandertreffen zwischen einer DDR- und einer BRD-Auswahl war dem Sermon ferngeblieben. Der möglichen Gründe sind viele: Vielleicht hatte Sparwasser Sehnenscheide vom vielen Signieren. Vielleicht war ihm die Chose einfach nur peinlich. Vielleicht ließen ihm Arbeiter der WM-Stadien in Katar keine Ruh. Die mussten, um 75 Euro von Infantinos sklaventreibenden Mitverdienern als Lohn zu kriegen, zwei Wochen in der Wüste schuften.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (28. Januar 2025 um 10:55 Uhr)
    »Was hatte die sächsische Stadt verbrochen?« schreibt Merten. Man könnte auch fragen, was hat Giovanni Infantino – Hassobjekt aller Journalisten, von der Süddeutschen bis zur jungen Welt – verbrochen? Eine mögliche Antwort liefert das ZDF-Video »Machtspiele um Milliarden – Wer ist Gianni Infantino?«. Ausschnitte: »Er will mehr Fußball auf der ganzen Welt. Dafür macht er Milliarden. Am liebsten mit Autokraten und Diktatoren (…) Doch er hat Erfolg. Alle lieben ihn, außer in Europa. (…) Für jedes FIFA-Mitgliedsland gibt es Millionen von Dollar. Für Stadien, Trainingslager und zahlreiche andere Entwicklungsprojekte, für Deutschland genauso viel wie für Panama. Und wer wählt nochmal alle vier Jahre den FIFA-Präsidenten? Bingo: Die 211 Mitglieder der FIFA. Von denen haben alle das gleiche Stimmrecht: Deutschland das gleiche wie für Panama. Ab 2023 bekommt jedes (!) Land Fördergelder in Höhe von 3 Millionen Dollar, plus Reise und Betriebskosten.« In Europa und besonders im imperialistischen Deutschland macht man sich mit solcher Gleichmacherei keine Freunde. Jedes Land das gleiche Stimmrecht? Das geht nun wirklich zu weit.

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