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Über den grünen Klee

Von Gabriele Damtew
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Schaut her: Dynamo Dresdens Stefan Kutschke (M.) jubelt vor dem Gästeblock nach seinem Tor zum 0:1 gegen FC Energie Cottbus (Cottbus, 25.1.2025)

Von einer hitzigen Partie war auszugehen. Was nicht allein an zwölf Grad Außentemperatur im ehemaligen Stadion der Freundschaft lag. Hier prallten der Tabellenerste und -zweite aufeinander, zwei magere Punkte trennten sie. Den Aufsteiger Energie Cottbus als Spitzenreiter der Rückrunde hatte vor Saisonbeginn kaum ein Wettanbieter auf dem Zettel. Und mit Dresden kam einer dieser Aufstiegsaspiranten mit einsetzendem Gefrierbrand; bereits die dritte Saison liegen die Dynamos in Liga drei auf Eis. Binnen zwei Minuten sollen laut Geschäftsstelle die 20.000 Tickets für diesen emotionalen Kracher zweier Ostgiganten ausverkauft gewesen sein, ein Zehntel davon an die Gäste. Gutes WLAN da in der Lausitz. Auch die Polizei war schon heißgelaufen, um möglichst keine Sekunde der Partie zu verpassen, ohne Tickets, versteht sich.

Cottbus verließ sich von Beginn an auf offensive Kombinationen, denen Dresden mit einem 4-1-4-1 zu begegnen wusste. Die einen spielten besser, die anderen mauerten tief und konterten gefährlich. »Ede« Geyer, Trainerlegende mit beiden Farben da, wo das Herz ist, monierte zur torlosen Pause, »es könnte ein bisserl heißer auf dem Rasen zugehen«. Energie erhöhte den Druck, ertrank aber förmlich im Chancenpech. Dresdens Coach Thomas Stamm holte zum Oldie Stefan Kutschke zwei junge Offensive aufs Grün. Prompt ging was: Tony Menzel spielte sich frei, flankte auf Kutschke, der vor den eigenen Fans nur den Fuß hinhielt – Tor.

Dann bewies auch »Pele« Wollitz Fingerspitzengefühl beim Wechseln. Joker Erik Tallig flankte auf Joker Timmy Thiele, der mit herrlicher Bogenlampe per Kopf ins obere rechte Eck zum Ausgleich traf. Ausgerechnet Thiele, der gesundheitlich angeschlagen war.

Die letzten Minuten glichen einem Sturmlauf der Gastgeber, aber die Latte war gegen Thiele. Trotzdem: Die alten Hasen hatten es wieder mal für ihre Mannschaft gerichtet.

Nach Abpfiff lobte Wollitz trotz der verlorenen zwei Punkte sein Team über den grünen Klee. Er habe die beste Leistung einer von ihm trainierten Mannschaft gesehen, und er lasse seinen Spielern die nötigen Freiheiten. Die Chemie scheint zu stimmen, ein Grund, warum der Aufsteiger so formstark auftritt und konstant abliefert. Torjäger Thiele freute sich über sein Tor und den »offenen Diskurs« mit seinem Trainer. Hallo? Wer spricht da? Dritte Liga?

Im Abendspiel versuchte auch der drittplatzierte 1. FC Saarbrücken, seine Position zu konsolidieren. Nicht einfach bei Gastgeber Sandhausen im Alles-oder-nichts-Modus. Noch so ein ewiger Aufstiegskandidat. In einer ausgeglichenen Aufholjagd war Saarbrücken zum Abpfiff mit 4:3 glücklicher dran, jetzt mit nur einem Punkt Abstand Dresden auf den Fersen. An der Spitze wird es noch enger. Am Tabellenende konnte sich am Sonntag der Traditionsklub Rot-Weiß-Essen mit einem überlegenen 5:1 gegen die zweite Wahl aus Hannover den Weg zur Kellertür endlich etwas freischaufeln. Auch dort war mal von Aufstieg die Rede gewesen.

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