Wirtschaft in der Euro-Zone stagniert
Von Susanne Knütter
Das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone ist Ende des vergangenen Jahres zum Erliegen gekommen. In den letzten drei Monaten habe sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zu dem Quartal davor nicht verändert, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag nach einer ersten Schätzung mit. Im dritten Quartal war die Wirtschaftsleistung noch um 0,4 Prozent gewachsen. Im Jahresvergleich konstatierte Eurostat für das letzte Quartal einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent.
Zwischen den vier größten Volkswirtschaften der Euro-Zone zeigten sich deutliche Unterschiede. Während die Konjunktur in Spanien weiter auf vergleichsweise hohen Touren läuft und das BIP um 0,8 Prozent im Quartalsvergleich zulegte, schrumpften die beiden größten Volkswirtschaften des Währungsraums: In Deutschland fiel die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent und in Frankreich um 0,1 Prozent. Aus Italien wird eine Stagnation gemeldet. Den stärksten Rückschlag unter den 20 Ländern mit dem Euro als Währung meldet Eurostat in Irland. Dort schrumpfte die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 1,3 Prozent, nachdem sie im Quartal zuvor ungewöhnlich stark um 3,5 Prozent gewachsen war.
Die Erwerbslosigkeit ist in der Euro-Zone hingegen leicht angestiegen. Im Dezember 2024 lag sie mit offiziell 10,83 Millionen Menschen bei 6,3 Prozent. Gegenüber November stieg die Anzahl um 96.000 Erwerbslose. Gegenüber dem Vorjahr ist sie Eurostat zufolge um 266.000 zurückgegangen. Die Jugenderwerbslosigkeit liegt unverändert höher und ist auch gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Dezember 2024 waren 14,8 Prozent der unter 25jährigen ohne Job. Das waren 2,36 Millionen junge Erwachsene, ein Anstieg um 24.000 gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl erwerbsloser Personen in der Bundesrepublik ist laut Arbeitslosenquote um 120.000 gestiegen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung teilte am Mittwoch mit, die Erwerbslosigkeit sei hierzulande »im dritten Jahr hintereinander« angestiegen.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (31. Januar 2025 um 14:37 Uhr)Relativierung der negativen Wirtschaftsstatistik: Die im Artikel dargestellte wirtschaftliche Stagnation in der Euro-Zone mag besorgniserregend wirken, doch ein differenzierter Blick relativiert die düstere Einschätzung. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen existieren nicht nur in Europa, sondern weltweit. Auch in anderen großen Wirtschaftsräumen wie den USA und China sind tiefgreifende Veränderungen und Unsicherheiten zu beobachten. Besonders in den USA stehen mit der Präsidentschaft von Donald Trump weitreichende weltpolitische und wirtschaftliche Umbrüche bevor. Seine Politik deutet auf eine Ära des unregulierten Kapitalismus hin, die den bisherigen, in Europa etablierten liberal regulierten Wirtschaftsmodus unter Druck setzt. Während die USA und China eine aggressivere wirtschaftspolitische Gangart einschlagen, muss Europa eine eigene Strategie entwickeln, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dennoch sollte Europa nicht unterschätzt werden. Trotz der Herausforderungen hat der Kontinent das Potenzial, als wirtschaftliche und geopolitische Großmacht zu agieren – eine »sanfte« Macht, die ihre Stärke in Kooperation, Regulierung und Innovation findet. In zentralen Wirtschaftssektoren wie Handel, Seefahrt und Landwirtschaft behauptet sich Europa nach wie vor auf globaler Ebene. Entscheidend wird sein, ob die EU den politischen Willen und die Einigkeit entwickelt, mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen und ihre Interessen geschlossen zu verteidigen. Gelingt dies, kann Europa weiterhin als starke Regionalmacht bestehen und im globalen Wettbewerb eine bedeutende Rolle spielen.
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