Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 03.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Gentrifizierung

Bauboom in Manila

In der Hauptstadt der Philippinen schießen Luxusbauten in die Höhe. Überangebot im Topsegment fördert Verdrängung
Von Thomas Berger, Manila
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In luftiger Höhe: Wohnquartiere für Gutbetuchte und Reiche dominieren das hauptstädtische Zentrum Manilas

Schon 2012 ist der Birch Tower in der philippinischen Hauptstadt Manila fertiggestellt worden. Ein schlanker, elegant wirkender Gigant mit 52 Etagen in der Jorge Bocobo Street. Einschlägige Portale weisen dort eine möblierte Einraumwohnung von 25 Quadratmetern im 25. Stock mit einer Monatsmiete von 25.000 Pesos (430 Euro) für eine Laufzeit von mindestens einem Jahr aus. Das monatliche Durchschnittseinkommen liegt bei 18.423 Pesos (ca. 305 Euro). Für ein etwas größeres Studio im 40. Stock mit 42 Quadratmetern muss man 35.000 Pesos hinlegen.

Ein paar Fußminuten weiter, unmittelbar neben dem Einkaufszentrum Robinsons Place Manila ist zuletzt ein weiteres Hochhaus in den Himmel gewachsen. Noch finden finale Bauarbeiten statt, doch die Übergabe steht noch für das erste Quartal an, heißt es im Infoflyer, den eine junge Mitarbeiterin vor dem Gebäudeeingang an Interessierte verteilt. Für die »Hollywood Suites« werden schon Mieter gesucht. Eine Miniwohnung (Studio) gibt es im Promoangebot »schon ab 29.000 Pesos«. Verfügbar sind aber auch größere Dreizimmereinheiten bis hin zum Penthouse. Die »360-Grad-Sicht auf Manila Bay und Makati«, also Manilas unweit gelegenes nobelstes Geschäfts- und Wohnviertel, solle sich niemand mit dem nötigen Kleingeld in der Tasche entgehen lassen.

Menschen, die sich das leisten können, gibt es zwar in der Hauptstadt der Philippinen. Doch Manila war zuletzt eine der Metropolen mit dem weltweit größten Bauboom im Luxussegment. Und die Goldgräberstimmung in der Immobilienbranche, die das gewohnte Bild im Stadtzentrum weiterhin nachhaltig verändert, hat inzwischen laut Manila Bulletin zu einem Überangebot geführt. Während mit den Bauprojekten Arme aus der Innenstadt verdrängt würden, hält der Trend weiter an.

Die Innenstadtviertel Ermita und Malate sind durch ihren Mix aus kleinen Hotels, Läden und Gastronomien in den Erdgeschossen von drei- bis sechsstöckigen Bauten mit darüber liegenden Büros und Wohnungen geprägt. Neben wuchtigen Betonklötzen der 1960er bis 1980er stammen einige noch aus dem ausgehenden 19. oder der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, teils mit Stuckelementen liebevoll gestaltet. Im Umfeld fallen manche Grundstücke auf, wo Altes schon plattgemacht wurde – bisweilen künden Infotafeln davon, was dort demnächst entstehen soll.

Manilas Wohnungspreise im Topsegment haben im Vorjahresschnitt um 29,9 Prozent zugelegt. Das ist der höchste Wert im globalen Vergleich, hatte Anfang Dezember der Manila Standard unter Berufung auf Daten von Santos Knight Frank (SKF) berichtet. Makati etwa wächst zwar ebenfalls weiter, doch unter anderem die Erweiterung der Stadtbahnlinie LRT1 im Süden um mehrere Stationen lässt auch an diesem Abschnitt ganze Wohnviertel mit Infrastrukturanschluss aus dem Boden sprießen. Auch für immer mehr Shoppingcenter müssen Altbauten weichen.

Der Rückenwind für die Branche mag gegenüber dem Hauptboom bis 2019 nachgelassen haben, dennoch wächst Branchenkennern zufolge die Immobiliensparte auch 2025 »solide weiter«.

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