Altersarmut auf Rekordniveau
Von Oliver RastAls ob Altwerden nicht schon genug Probleme bereiten würde, kommen karge Lebensumstände hinzu. Altersarmut eben. In der BRD trifft sie immer mehr Ruheständler nach der Erwerbsarbeit. Das geht aus Daten des Wiesbadener Statistischen Bundesamts hervor, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Montag. Die Bundestagsgruppe des BSW hatte das entsprechende Material zuvor bei den Bundesstatistikern erfragt.
Demnach sind in Deutschland etwa 3,54 Millionen ältere Personen ab 65 Jahren armutsgefährdet, armutsbedroht. Ein Anstieg im Vorjahresvergleich von 1,2 Prozentpunkten auf knapp ein Fünftel aller Älteren. Ein Rekordwert. Arm sind (statistisch) jene, deren Einkommen nach Sozialleistungen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. Aktuell sind das 1.378 Euro netto im Monat.
Millionen Alte am Rande der Existenznot. Ein Befund, den BSW-Chefin Sahra Wagenknecht gegenüber dem RND so kommentierte: Die Rente sei hierzulande ein »Megaproblem«, zugleich sei die Rentenbilanz der SPD beschämend. Wagenknecht forderte ein Rentensystem nach dem Vorbild Österreichs, wo auch Beamte und Selbstständige in die Kassen einzahlen.
Das fordert ferner die Landesarmutskonferenz (LAK) Niedersachsen am Montag in einem Statement. Die besondere Dramatik bei der Altersarmut liege vor allem »im Prozess dieser Entwicklung.« Mittlerweile übertreffe die Armutsquote bei Älteren den Durchschnitt in der Bevölkerung (15,5 Prozent). Schlimmer noch: Verarmung, teils Verelendung der Ü65-Generation entwickele sich immer rasanter.
Dabei sei Armut das Produkt einer mangelnden, verfehlten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Nicht erst seit heute, nicht seit gestern, seit Jahrzehnten. Und nicht zuletzt das Ergebnis »einer aus dem Ruder gelaufenen Umverteilung von unten nach oben.« Denn: Größer werdender Niedriglohnsektor, dauerhaft prekäre Jobs, ständig reale Lohneinbußen – all das befördert die Abwärtsspirale und verstärkt den Trend steigender Supervermögen explosionsartig, so die LAK Niedersachsen.
Kurzum, solange der Fetisch der »schwarzen Null« samt Schuldenbremse die Debatte beispielsweise im Bundestagswahlkampf dominiert, bleiben Existenzängste. Und dabei ist das Leben vieler Älterer doch bereits schwer genug.
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