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Aus: Ausgabe vom 04.02.2025, Seite 16 / Sport
Handball

Von einer anderen Welt

Dänemark gewinnt am Sonntag in Oslo die vierte Handballweltmeisterschaft in Folge
Von Ken Merten
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Torschützenkönig und wertvollster Spieler: Mathias Gidsel (am Ball)

Die Dänen lassen’s nicht: Zum vierten Mal in Folge ist Dänemark Weltmeister im Herrenhandball. »Handball von einer anderen Welt« nannte das der Kroate Domagoj Duvnijak im »Sportschau«-Podcast »Handball auf die eins« nach dem verlorenen Endspiel am Sonntag in Oslo. 32:26 (16:12) hieß es am Ende für die dänische Auswahl. Duvnijak, der 36jährige Rückraumspieler vom THW Kiel durfte den Endstand werfen, die Gegner ließen ihn passieren, damit er sein 257. und letztes Länderspiel mit einem Tor beenden konnte.

Wie sein Rückraumkollege Ivan Martinović (27, Rhein-Neckar Löwen) war Duvnijak angeschlagen in die Partie gegangen. Den Dänen wiederum merkte man wenig an, dass sie am Ende eines zehrenden Turniers standen, in dessen Verlauf sie alle ihre Partien souverän gewannen. Gut 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Halle sahen eine intensive bis nicklige erste Halbzeit mit für den Sport unüblichen Rudelbildungen. In der 20. Minute sah der 30jährige Marko Mamić (SC DHfK Leipzig) rot. Er hatte bei einer Defensivaktion seinen Gegner am Hals getroffen. Eine harte Entscheidung, die den Kroaten früh ihren Abwehrspezialisten nahm. Mamić agiert wie im Verein auch in der Nationalmannschaft als vorgelagerter Verteidiger einer offensiven 5-zu-1-Abwehr.

Aber auch mit voller Kapelle hätte die Kroaten das Schicksal ereilt, von Dänemark nach Belieben dominiert zu werden. Emil Nielsen (27, FC Barcelona) brauchte im Tor keinen herausragenden Tag, um 13 Würfe zu parieren. Vorn gingen die Dänen ab Mitte des zweiten Durchgangs langsam zum Feiern über. Welthandballer Mathias Gidsel (27, Füchse Berlin) verwarf den einen oder anderen Versuch, machte aber trotzdem zehn Buden. Er wurde mit 74 Treffern Torschützenkönig des Turniers und zudem zum wertvollsten Spieler gekürt.

Wer dachte, dass die Dänen auch nur ansatzweise in eine Talsohle rutschen könnten, nachdem der Halblinke Mikkel Hansen und Keeper Niclas Landin Jacobson nach den Olympischen Sommerspielen ihren Dienst fürs Nationalteam quittiert hatten, wurde eines Besseren belehrt. Die Truppe von Nicolaj Bredahl Jacobsen ist weiter das Maß aller Dinge und hat Stars auf der Platte, die allesamt noch Jahre im besten Handballeralter vor sich haben. Der vierte Weltmeistertitel wird also sehr wahrscheinlich nicht der letzte sein.

Im Spiel um Bronze setzte sich Frankreich gegen Portugal durch: 35:34 (19:17) hieß es nach 60 Minuten. Die Portugiesen bewiesen neuerlich ihr Talent, zeigten jedoch auch an, dass sie noch nicht vollends reif waren. Platz vier allerdings ist die beste Leistung der Verbandsgeschichte. Die Costa-Brüder von Sporting Lissabon werden den Handball der kommenden Jahre mitprägen. Vor allem der erst 19jährige Francisco Costa macht Anstalten, Gidsel als Welthandballer zu beerben.

Die kommende WM findet 2027 in Deutschland statt. Für den Sprung an die Weltspitze wird es für die Gastgeber bis dahin wahrscheinlich nicht reichen. Nach Olympiasilber schied das Team von Alfreð Gíslason nach durchwachsener Turnierleistung im Viertelfinale gegen Portugal aus. Auch wenn an Gíslasons Stuhl nicht gerüttelt wird, musste er sich nach dem Ausscheiden durchaus Kritik gefallen lassen. Nachdem sich Franz Semper (27, Leipzig) in der Hauptrunde verletzte, fehlte es an einer offensiven Zweitbesetzung des relativ unglücklich agierenden Renārs Uščins (22, TSV Hannover-Burgdorf). »Wieso aber nominierte Gíslason nicht beispielsweise U-21-Weltmeister Max Beneke von den Füchsen Berlin nach – oder bevorzugte ihn gar von vornherein?«, fragte sich etwa Kicker-Redakteur Maximilian Schmidt.

Neues in Sachen Trainerposten hat Italien zu verkünden. Künftig wird Bob »Napoleon« Hanning die Azzurri trainieren und eine Position im italienischen Handballverband bekleiden. Die Italiener hatten bei ihrer ersten WM-Teilnahme seit 1997 überrascht und waren in die Hauptrunde eingezogen.

Eine große Pause wird es im Herrenhandball nicht geben. Schon am Wochenende beginnt die Rückrunde in der Bundesliga, unter anderem mit dem Samstagabendkracher Kiel gegen den SC Magdeburg. Bei den Frauen läuft der Ligabetrieb. Die HB Ludwigsburg, die bis zur letzten Saison noch als SG BBM Bietigheim firmierte, nimmt Kurs auf eine Titelverteidigung. Die Dortmunderinnen haben als zweite fünf Punkte Rückstand.

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