Immer was mitnehmen
Von Thomas Behlert
Die diesjährigen Weltmeisterschaften im Rennrodeln fanden auf der schnellsten und gefährlichsten Bahn der Welt statt: im Fitzsimmons Creek nahe der kanadischen Stadt Whistler. Als 2010 die Olympischen Winterspiele in Vancover stattfanden, war Whistler der Austragungsort der Bob- und Rodelwettbewerbe. Damals verunglückte der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili bei einem Trainingslauf tödlich. Die Bahn stand in der Kritik, da die geplante Höchstgeschwindigkeit von 135 Kilometer pro Stunde deutlich überboten wurde. Deutsche Teams, die bis heute den Höchstgeschwindigkeitsrekord halten, rasten mit bis zu 150 Kilometer pro Stunde über die Ziellinie. Die 1.450 Meter lange Bahn zählt 16 Kurven, von denen die Doppelsitzer nur elf Kurven durchfahren.
Die WM 2025 (6. bis 8. Februar) stand ganz im Zeichen der Teams aus der BRD. Vorbei die österreichische Dominanz der letzten Weltcuprennen. Mit dem Thüringer Max Langenhan gab es sogar einen dreifachen Goldmedaillengewinner. In Mitteleuropa war es in der Nacht zum Sonntag, als Langenhan erst Gold im Einzel holte und danach im Team. Bereits am Donnerstag konnte sich der Friedrichrodaer mit Julia Taubitz aus Oberwiesenthal in der Mixed-Einsitzer-Staffel über den ersten Platz freuen. Nach ihnen fegten Eric Gustafson und Emily Sweeney (USA) mit 0,095 Sekunden Rückstand durchs Ziel. Platz drei belegte das österreichische Team David Gleirscher und Madeleine Egle.
Die Fahrt des zweiten deutschen Teams endete bereits mit David Nößler: Der Schmalkaldener geriet auf der Zielgeraden ins Straucheln und krachte gegen die Bande. Er wollte seinen im Vorfeld gebrochenen Fuß schützen, konnte das Touchpad nicht berühren und wurde disqualifiziert. In der Einzelkonkurrenz fuhr Nößler wieder mit und belegte den 17. Platz. Nach Langenhan kamen alte Bekannte: Felix Loch vor dem Österreicher Nico Gleirscher. Bei den Frauen stand die deutsche Sportsoldatin Julia Taubitz ganz oben auf dem Treppchen. Silber holte die Jugendolympiasiegerin Merle Fräbel. Auf den dritten Platz rutschte Emily Sweeney (USA). Madeleine Egle aus Österreich hatte mit der anspruchsvollen Bahn in Whistler ihre liebe Not. Sie durchfuhr die 16 Kurven nicht optimal, ruckelte und zuckelte und landete am Ende auf dem siebenten Platz.
Auch die deutschen Doppelsitzer wurden mit Edelmetall behängt. Zunächst konnten sich Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal mit nur 0,029 Sekunden Rückstand hinter den Österreicherinnen Selina Egle und Lara Kipp den zweiten Platz sichern. Und auch Dajana Eitberger und Magdalena Matschina machten keine Fehler und landeten ziemlich cool auf Platz drei. Bei den Doppelsitzerfahrten der Männer war alles klar: Hannes Orlamünder und Paul Gubitz, die noch im Training gestürzt waren, vor den Letten Mārtiņš Bots und Roberts Plūme und dem zweiten deutschen Rennrodelpaar Tobias Wendl und Tobias Arlt. Letztere nehmen bei jedem Großereignis eine Medaille mit und freuen sich immer wieder: »Da können wir stolz drauf sein.«
Damit war die Sause im kalten Kanada noch nicht am Ende, denn es folgte der erste Mixwettbewerb der Doppelsitzer in der Geschichte des Rennrodelns. Hier ließ sich die österreichische Staffel den Sieg nicht nehmen und verwies Deutschland I mit einem Rückstand von 0,018 Sekunden und Deutschland II auf die Plätze. Der neue Bundestrainer Patric Leitner wird dennoch zufrieden sein.
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vom 10.02.2025