Heute noch Spaß
Von Thomas Behlert
Besonders hervorzuheben sind die städtischen Bühnen, die im Kulturjahr außergewöhnlich viele Theaterstücke inszenieren. Carlo Collodis wunderbarer »Pinocchio« (22./23.2.) ist nicht nur etwas für Kinder. Sehenswert sind außerdem die »Goldberg Variationen« von George Tabori (27.2. und 29.4.) und »Superbusen«, ein Popdrama nach dem Roman von Paula Irmschler. Nichts falsch macht man mit »Der zerbrochene Krug« (16.2., 21.2., 8.3., 16.4., 17.5., 18.5.) und »Die Leiden des jungen W.« (14.3., 5.4., 27.4.). In Heinrich von Kleists Lustspiel übernehmen Susanne Stein und Jörg Schüttauf die Hauptrollen. Schüttauf, der 1961 in Karl-Marx-Stadt zur Welt kam, bekommt als Dorfrichter Adam einige unschöne Wunden ins Gesicht, muss sich mit der ihn kontrollierenden Gerichtsrätin Walter herumschlagen und kann am Ende doch alles zum Guten wenden. Das Stück wurde 1808 in Weimar uraufgeführt und macht heute noch Spaß. Auch das an Goethes Briefroman angelehnte Theaterstück »Die Leiden des jungen W.« von Ulrich Plenzdorf wird vom Theaterensemble ganz hervorragend umgesetzt: Der junge Edgar ist tot und sein Vater, der ihn seit dem fünften Lebensjahr nicht mehr gesehen hat, will sich ein Bild vom Sohn machen. Er stolpert dabei über wirre Tonbandaufnahmen, die Edgar seinen besten Freund Willi zukommen ließ. Und was ist eigentlich mit dem alten Reclam-Heft, das Edgar ständig bei sich hatte?
Nun zur Musik, insbesondere der elektronischen. Im Rahmen der Reihe »Soundtrack Europe 20 – 25« werden im März an verschiedenen Orten Konzerte veranstaltet, die die ganze Breite des Genres repräsentieren, von radikal bis rekonstruiert. Im Vorfeld sei den Interessierten ein gleichnamiges Festival vom 21. bis 22. Februar in Hellerau (Dresden) empfohlen, das vom Label Raster-Media ausgerichtet wird. Dann sind im »Centre for the Arts« mehrere Komponisten und Musiker zu erleben, darunter die estnische Sängerin Maarja Nuut, der Dresdner Alwin Weber, Camilla Pisani aus Rom sowie der ungarische Künstler Gábor Lázár.
Für Rockmusikfreunde ist bislang nichts Außergewöhnliches geplant, die üblichen Verdächtigen stellen ihre neuen Alben vor und präsentieren ansonsten im wieder als Konzertort aktivierten Küchwald sogenannte Hitzusammenstellungen. Leider werden dann wohl auch wieder Typen aufkreuzen, die mit »Freikorps fürs Vaterland«-Shirts oder in Deutschland-Trikots mit der Rückennummer 88 rumlaufen. Derlei ist hier leider üblich und wird meistens ignoriert. Im Fritz-Heckert-Gebiet sah ich einen jungen Vater, wie er seinen Nachwuchs beaufsichtigte. Auf seinem Shirt stand »Frontalangriff« – eine lupenreine Naziband.
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