Streisand des Tages: Max Uthoff
Von Felix Bartels![10_Jahre_Die_Anstalt_80970678.jpg](/img/450/205405.jpg)
Eine Meinung hat jeder. Vorzugsweise seine eigene. Steckt schon im Namen, schließlich heißt Meinung nicht Deinung. Mit dieser Sorte Gag könnte ich mich übrigens als Autor bei der »Anstalt« bewerben, was jetzt als Überleitung, zugegeben, auch nicht besser ist als der Witz gerade.
Max Uthoff also, grob gerechnet seit Ende des Dreißigjährigen Kriegs das Gesicht des ZDF-Satireformats »Die Anstalt«, muss kurz vor der Bundestagswahl eine Runde aussetzen. Erst danach darf er wieder moderieren. Grund für die Suspendierung: Uthoff hat eine Meinung geäußert, genauer, auf zwei Social-Media-Kanälen von Die Linke eine Wahlempfehlung für die Partei gegeben. Die Richtlinien öffentlich-rechtlicher Sender sehen vor, dass »Image-prägende Bildschirmpersönlichkeiten« ab sechs Wochen vor der Wahl neutral zu bleiben haben.
Man darf am Sinn dieser Regelung zweifeln. Ausgerechnet der Macher einer Satiresendung soll keine Tendenz zeigen? Da Uthoff keine Nachrichten moderiert, ist er nicht der Meldung, sondern dem Urteil verpflichtet. Und wohin »Die Anstalt« weist, kann kein Geheimnis sein, anders als die benachbarte »Heute-Show« scheint sie nicht allein dem linksliberalen, sondern auch einem klassisch-linken Publikum verbunden. Medien beeinflussen unablässig, Neutralität wäre Illusion. Wer sich klar bekennt, kann beim Wort genommen werden, anders als versteckte er seine Tendenzen hinter einer false balance.
Vielleicht hat Uthoff eben damit kalkuliert. Seine Suspendierung verschafft einem leisen Statement den Streisand-Effekt. Als Strafe muss er eine Sendepause absitzen, vermutlich auf Hawaii bei Kalua Pork und kühlem Bier. Dieses grauenhafte Schicksal bleibt mir erspart. Da ich nicht öffentlich-rechtlich arbeite und auch sonst nur für mich spreche, kann ich folgenlos schreiben: Geht mal schön Die Linke wählen.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ansichten
-
Brüllen im Walde
vom 13.02.2025