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Aus: Ausgabe vom 14.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Im Visier von Unicredit

Commerzbank legt Axt an Jobs

3.900 Stellen vor Streichung. Ziel: Übernahme durch Unicredit verhindern
Von Gudrun Giese
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Keine sichere Bank, zumindest für die Beschäftigten (Frankfurt am Main, 13.2.2025)

Die Pest bekämpfen Unternehmen gern mit der Cholera. Deshalb wird die Geschäftsleitung der Commerzbank zur Abwehr einer Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit nun Tausende Arbeitsplätze abbauen. Bis 2028 sei der Wegfall von 3.900 Vollzeitstellen vorgesehen, kündigte die Commerzbank am Donnerstag an, 3.300 davon allein in der Bundesrepublik. Erreichen wolle man das mit »Effizienzgewinnen durch die Digitalisierung« und der »verstärkten Nutzung von internationalen Standorten«, meldete AFP. An einigen internationalen Standorten will die seit langem kriselnde Bank dagegen Personal aufbauen, weltweit solle es so »weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften« bleiben. Der designierte Finanzvorstand Carsten Schmitt bezifferte das Einsparpotential durch die Verlagerung von Stellen aus Deutschland ins Ausland auf 30 bis 70 Prozent.

Wie die nahezu 4.000 Arbeitsplätze abgebaut werden, ist noch nicht klar. Man setze vorwiegend auf »den demographischen Wandel und die natürliche Fluktuation«. Verdi trägt den Stellenabbau mit. Man unterstütze »die konsequente Ausrichtung der Commerzbank mit dem Ziel der Eigenständigkeit ausdrücklich«, erklärte Gewerkschaftssekretär Kevin Voß. Die neue Strategie dürfe allerdings nicht »einseitig zulasten Tausender Beschäftigter gehen«, so Voß. Nötig sei die »Flankierung durch ein umfassendes Schutzpaket – vereinbart zwischen Beschäftigten und Vorstand«. Darum wird es in den demnächst beginnenden Verhandlungen mit den Beschäftigtenvertretern gehen. Am Ende dürfte es einen umfassenden Interessenausgleich und Sozialplan geben, bei dem vermutlich auf die Erfahrungen vergangener Kürzungsrunden zurückgegriffen wird.

Im vergangenen Jahr hat die Commerzbank nach eigenen Angaben einen Gewinn in Rekordhöhe von 2,68 Milliarden Euro verbuchen können. Damit wird sie offenbar immer attraktiver für die Unicredit, die peu à peu ihre Anteile an der Commerzbank auf 28 Prozent erhöht hat. Eine Komplettübernahme wird angestrebt, wobei Unicredit-Chef Andrea Orcel laut Reuters bei der Veröffentlichung der Jahresbilanz am Dienstag gesagt hatte, dass er vor weiteren Schritten in dieser Sache erst Gespräche mit der künftigen Bundesregierung abwarten wolle. »Die Entscheidung, ob und wann wir ein Angebot abgeben, liegt vollständig bei uns«, so Orcel. Die derzeitige Minderheitsregierung hat wiederholt die Vorgehensweise der Unicredit mit Blick auf die Commerzbank als »unfreundliche Methoden« kritisiert und als »befremdlich und unangemessen« bezeichnet. Dabei hatte sie allerdings selbst ein größeres Aktienpaket an die Unicredit abgegeben. Während der letzten großen Krise bei der Commerzbank war der Bund zum größten Anteilseigner geworden.

Die Idee von Bankchefin Bettina Orlopp ist, komplexe Prozesse im Geschäft zu reduzieren und das Geldinstitut insgesamt effizienter aufzustellen. Gleichzeitig wolle die Bank ihre Geschäfte durch Zukäufe und Partnerschaften ergänzen, erklärte das Geldhaus am Donnerstag, ohne Details zu nennen. International wolle man sich stärker positionieren. So sollen etwa bei der polnischen Tochter »Mbank« neue Stellen geschaffen werden.

Trotz des großen Stellenabbaus soll so bis Ende 2028 die »Cost-Income-Ratio« auf rund 50 Prozent verbessert werden, nachdem sie 2024 noch 59 Prozent betragen hatte. Den Provisionsüberschuss will sie um gut sieben Prozent steigern. Das Nettoergebnis soll 4,2 Milliarden Euro erreichen und die Eigenkapitalrendite 15 Prozent, so Reuters. 2023 war das letzte, bis 2027 reichende Strategieprogramm veröffentlicht worden. Seit dem Bekanntwerden der Unicredit-Übernahmepläne im vergangenen September hat die Commerzbank ihre Pläne deutlich nachgeschärft, indem sie beispielsweise die Eigenkapitalrendite auf 12,3 Prozent anhob. Bankchefin Orlopp will nun aber noch mehr, nämlich 2027 eine Eigenkapitalrendite von 13,6 Prozent und ein Nettoergebnis von 3,8 statt bisher 3,6 Milliarden Euro. Die Unicredit wies demgegenüber schon im vergangenen Jahr eine Eigenkapitalrendite von 17,7 Prozent und einen Nettogewinn von 9,3 Milliarden Euro auf.

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