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Aus: Ausgabe vom 14.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Reichtum und Klimakrise

Reiche Dreckschleudern

Klimaklassenkampf: Superreiche haben erheblichen Anteil an Erderwärmung. Fridays for Future hält gegen
Von Wolfgang Pomrehn
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Tonnenweise CO2-Äquivalente in die Luft geblasen: Yachthafen von Monaco im September 2024

Deutschlands Superreiche tragen weit überdurchschnittlich zum Klimawandel bei und damit auch zu den schon jetzt enormen wirtschaftlichen Schäden und menschlichen Tragödien, die er verursacht. Sie fliegen zwar noch nicht zum Vergnügen ins Weltall, wie einige aus Trumps faschistoider Boygroup, aber ihr Konsum und ihre Investitionen tragen erheblich zur Verschärfung der Klimakrise bei. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der hiesigen Sektion der internationalen Hilfsorganisation Oxfam.

Demnach verursachen die fünf reichsten Deutschen allein schon mit ihren privaten Yachten jeweils 1.275mal so viele Emissionen wie ein Durchschnittsdeutscher. Zum Beispiel der Milliardär Klaus-Michael Kühne (Kühne und Nagel Gruppe), der seine Steuern lieber wie die Lebensgefährtin von Alice Weidel in der Schweiz zahlt: Seine Yachten haben 2023 nach Oxfam-Berechnungen 9.800 Tonnen CO2-Äquivalente in die Luft geblasen. Ansonsten lässt Kühnes Stiftung aber erforschen, wie seine Unternehmen ein wenig klimafreundlicher werden können – Greenwashing vom Feinsten. Oder Hasso Plattner von SAP, der bevorzugt mit seinem Privatjet durch die Gegend fliegt. Oxfam schätzt, dass dadurch pro Jahr 2.000 Tonnen CO2-Äquivalente freigesetzt werden.

Noch drastischer greifen die unternehmerischen Entscheidungen dieses Geldadels ins Klima ein. Ein jüngstes Beispiel dafür ist der Porsche-Piëch-Clan, der den VW Konzern und damit auch die Porsche AG kontrolliert. Der Luxusautoproduzent fährt gerade wie berichtet seinen Absatz von Elektroautos zurück, setzt wieder verstärkt auf Verbrennungsmotoren und betreibt eine intensive Lobbyarbeit für den motorisierten Individualverkehr und die Rücknahme des EU-Beschlusses zum Verbrenner-Aus 2035.

Oxfam schreibt, dass die fünfzehn reichsten deutschen Milliardärinnen und Milliardäre 2023 mit ihren Unternehmen für 33 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich waren. Das entsprach immerhin rund fünf Prozent der deutschen Emissionen in diesem Jahr. Dabei entfielen 44 Prozent der von Oxfam untersuchten Investitionen auf die besonders umweltschädlichen Branchen Logistik, Chemie und Zement.

Die durch den Luxus der Superreichen mitverursachten Klimaveränderungen führen inzwischen zu zahlreichen Naturkatastrophen wie den jüngsten Bränden in Los Angeles, Verwüstungen durch zahlreiche, intensiver werdende tropische Wirbelstürme oder auch durch Dürren, die mit erheblichen ökonomischen Verlusten verbunden sind. Auch Hitzewellen nehmen zu, die für viele Menschen besonders gefährlich und die häufigste Todesursache sind, die mit der Klimakrise in Verbindung zu bringen ist.

Oxfam hat den Anteil der Konsumemissionen des reichsten Prozents der Deutschen an den globalen Verlusten berechnet, die die Klimakrise bisher verursacht hat. Bis 2023 haben sie mit ihren Jets, Yachten und ähnlichem einen Schaden von 40 Milliarden US-Dollar angerichtet. Bis 2050, so Oxfam, könnte dieser Schaden auf 610 Milliarden US-Dollar anwachsen. Zwischen 1990 und 2023 hatte der rücksichtslose Luxus der hiesigen reichen Eliten in einem Umfang globale Ernteverluste verursacht, mit denen der jährliche Kalorienbedarf von 200.000 Menschen zu decken gewesen wäre.

Das könnte wohl getrost Klimaklassenkampf von oben genannt werden, und am Freitag wird zu begutachten sein, was von unten dagegengesetzt wird. Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future ruft in über 150 Städten zu Aktionen und Demonstrationen auf, unter anderem in Hamburg, München, Berlin und Köln, aber auch in vielen kleineren Städten wie etwa Freiberg in Sachsen. Gefordert wird unter anderem der Ausstieg aus der Nutzung fossilen Gases bis 2035, eine Garantie für den Zugang zu bezahlbarer klimaneutraler Wärme und Mobilität. Finanziert werden soll das alles mit einer Steuer für die Superreichen.

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