Hybridwaffe des Tages: Buckellachs
Von Reinhard Lauterbach![imago377749248.jpg](/img/450/205536.jpg)
Wer schon einmal in Russland in einem Lebensmittelgeschäft war, der weiß, dass Lachs dort nicht gleich Lachs ist. Es gibt verschiedene Sorten – als bester gilt der Keta, am verbreitetsten ist der Buckellachs, auf Russisch Gorbuscha. Er ist relativ preiswert und wird vor allem im Pazifik in großen Mengen gefangen.
Doch nun schlagen norwegische Fischzuchtanstalten Alarm. Es seien nämlich vor längerer Zeit schon diese Buckellachse auf der angrenzenden russischen Kola-Halbinsel ausgewildert worden, und wie das mit wilden Tieren so ist: Sie ignorieren Sanktionen und Visabestimmungen. Echte illegale Migranten halt. Jetzt dringe der Buckellachs in die Flüsse der nordnorwegischen Provinz Finnmark ein, um dort zu laichen. Und weil er nach der Eiablage sterbe, seien diese norwegischen Flüsse jetzt voll mit russischen Fischkadavern. Fast eine Viertelmillion sei es letztes Jahr gewesen, zitiert die antirussische Propagandaseite Independent Barents Observer Branchenvertreter.
Jetzt sollen KI und hochelektronische Sperenzchen dabei helfen, der Invasion der Russenfische ein Ende zu setzen. Die einfache und ökologische Variante wäre natürlich, die Fische vor dem Laichen zu fangen und ihnen den Kaviar zu entnehmen. Der schmeckt nämlich gerade von der Gorbuscha ausgezeichnet. Aber mitten im »russischen Angriffskrieg« Russenfraß auf unsere Vorspeisenteller legen? Das geht gar nicht.
Über den wirklichen Grund der Aufregung redet natürlich niemand: Die Gorbuscha ist ein Wildlachs und damit automatisch schmackhafter und gesünder als das hormongespickte Zeug, das die norwegischen Fischzüchter auf die europäischen Märkte drücken. Gegen migrierende Exemplare des »Atlantiklachses«, die ihren Mästern aus dem Käfig gesprungen sind, haben die norwegischen Fischkassandras nämlich nichts. Die sind keine Konkurrenz.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (16. Februar 2025 um 19:56 Uhr)Ob von der wind weht?: »Neben dem wirtschaftlichen Schaden stellen die Netzkäfige in denen die Fische gezüchtet werden jedoch auch Infektionsherde dar von denen sich der Parasit auf die Wildbestände ausbreiten kann. Wildlachse, die sich in den Küstengewässern nahe der Lachsfarmen aufhalten, werden von den Läusen befallen und dadurch geschwächt. Die Kleinkrebse ernähren sich von Gewebe, Schleim und Blut der Fische und verursachen Wunden, die sich infizieren und so zum Tod der Fische führen können.« (https://www.awi.de/forschung/besondere-gruppen/aquakultur/aquakulturforschung/projekte/lachslaus.html) und https://www.foodwatch.org/de/informieren/landwirtschaft-tierhaltung/tierhaltung/lachslaeuse-kleine-parasiten-grosses-leid
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vom 17.02.2025