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Aus: Ausgabe vom 18.02.2025, Seite 16 / Sport
Fußball

»Lok und Halle, nur Kaputte!«

Gipfeltreffen in der Regionalliga Nordost im ausverkauften Leuna-Chemie-Stadion
Von Sören Bär
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Chemiker gegen Eisenbahner, Rotweiße gegen Blaugelbe, wir gegen uns

Das Bundesligaspitzenspiel am Samstag abend zwischen der BSG Pillendreher und dem FC Hollywood (0:0) interessiert den Fußballosten wenig. Nein, es ist das Duell im Leuna-Chemie-Stadion zwischen dem Halleschen FC und Lokomotive Leipzig, das die Aficionados des runden Leders entzückt. Fans feiern feinen Fußball. Vollgepackte Züge, zum Bersten gefüllte Trams und ein ausverkauftes Stadion signalisieren: Hier spielt der Zweite gegen den Ersten, Chemiker gegen Eisenbahner, Rotweiße gegen Blaugelbe, wir gegen uns. Beide Lager sind eng befreundet, der Chant »Lok und Halle, nur Kaputte!« ist seit Jahrzehnten ein Hit. Die führende Hallenser Ultragruppierung Saalefront begeht ihren 25. Geburtstag mit eindrucksvoller Choreographie und amtlicher Pyroshow. Rot-weiße Nebelschwaden reduzieren die Sichtweite im Lok-Strafraum auf unter zehn Meter – fast wie einst im Chemiedreieck. Nach dreiminütiger Unterbrechung wirken die Hallenser noch benebelt, als die Leipziger Angriffslawine schon auf ihr Tor rollt. Rechts düpiert Noel Eichinger HFC-Kapitän Niklas Landgraf, flankt mustergültig auf Stefan Maderer, und die FCL-Torfabrik köpft in Minute sieben per Aufsetzer gegen die Laufrichtung von HFC-Tormann Luca Bendel in die Maschen. 3.000 Lok-Fans jubeln ekstatisch. Nach einer Viertelstunde hat wildes Schneetreiben den Qualm abgelöst. Der Gastgeber attackiert wütend. Laurin von Piechowski will den Ball aus dem Lok-Sechzehner dreschen, trifft jedoch präzise den Knöchel von Serhat Polat. Der ehrfurchteinflößende Referee Eugen Ostrin zeigt sofort auf den ominösen Punkt. Linksfuß Landgraf tritt an, kickt halbhoch, und Andreas Naumann, FCL-Keeper mit Gardemaß, pariert den mediokren Schlappschuss. Der 32jährige Lehrer für Sport, Geschichte und Biologie, vor der Saison vom FC Eilenburg nach Probstheida gekommen, wird nicht von ungefähr »Krake« genannt. Besonderes Merkmal: Bälle und Gegner kommen selten an ihm vorbei. Der 1,92-Meter-Hüne hat in dieser Saison nur zwölf Gegentreffer kassiert und nunmehr zwei von zwei Strafstößen gehalten – à la bonne heure. Min Gi Kang trifft nach Vorarbeit von Eichinger das Außennetz (20.), während ein Fernschuss von Jan Löhmannsröben an den Pfosten kracht (25.). Eichinger passt intelligent auf Maderer, dessen zweiten Treffer der Außenpfosten verhindert (37.). Max Kulkes Schuss wird von Tobias Dombrowa geblockt (45.).

Nach der Pause präsentiert die Saale­front eine weitere aufwendige Choreo, das Wetter bessert sich, es dominieren rassige Zweikämpfe und Strafraumszenen en masse. Berk Inaler verhindert nach Kangs Kopfball das 0:2, indem er die Kugel artistisch an die Lattenunterkante bugsiert. (49.). Ein Schuss von Eichinger aus 14 Metern Entfernung saust knapp über das Gehäuse. Polat verzieht aus Nahdistanz (71.). Der eingewechselte Malik McLemore löffelt den Ball über den HFC-Kasten. In der Crunchtime will der HFC den Ausgleich mit der Brechstange. Eine Flanke nach der anderen segelt in die Box, immer mehr Akteuren brennen die Sicherungen durch. Ostrin verteilt ausgiebig Gelb im Verhältnis 8:4, um den Aufgeregten Respekt beizubringen. Die ultimative Klimax des Dramas steigt in der 90. Minute: Eine Kulke-Flanke von rechts wird zunächst von Polat und dann von Burim Halili per Kopf in den Fünfer verlängert. Cyrill Akono und Löhmannsröben strecken Lok-Schlussmann Naumann mit Bodychecks in der Luft zu Boden. Löhmannsröben köpft den Ball ins Netz, aber der souveräne Ostrin entscheidet korrekt auf Freistoß. In der dritten Minute der Nachspielzeit stoppt der verwarnte Landgraf Kang mit einer Notbremse und kassiert Gelb-Rot. Nicht sein Tag. Nach neun Minuten Overtime beendet Ostrin das denkwürdige Match. Die Lok rast mit neun Punkten Vorsprung weiter.

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  • Leserbrief von Johann aus Leipzig (18. Februar 2025 um 18:11 Uhr)
    Heisst der Torwart von Lok nicht Andreas Naumann?
    • Leserbrief von Feuilleton (19. Februar 2025 um 12:04 Uhr)
      Lieber Johannes, korrekt. Unser Fehler. Herzliche Grüße das Feuilleton

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