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Aus: Ausgabe vom 19.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Burkina Faso

Industrieoffensive in Westafrika

Neue Milchpulver- und Zuckerfabrik soll Burkina Faso unabhängiger von westlichen Importen machen
Von Bernard Schmid
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Zentraler Wirtschaftszweig in Burkina Faso: Baumwollverarbeitung

Erste Informationen dazu waren bereits seit zwei Wochen im Umlauf: Am Sonntag kündigte die seit 2022 vom Militär geführte Übergangsregierung in Burkina Faso dann die Einweihung von Westafrikas größter Kondensmilch- und Milchpulverfabrik an. In der Fabrik hergestellt werden sollen Milchprodukte der einheimischen Marke Le Lait faso. Tatsächlich sollen jüngsten Zahlen der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) zufolge 90 Prozent des Milchbedarfs in dem westafrikanischen Land, das selbst über eine beachtliche Viehzucht verfügt, durch Importe gedeckt werden. 50 Prozent davon allein aus der EU.

Darüber hinaus kündigte die Regierung von Präsident Ibrahim Traoré die Mobilisierung von 400 Traktoren an, um vom Weizenimport in Zukunft unabhängig zu werden. In der gleichen Woche wurde außerdem die Einweihung der Zuckerfabrik Société Nationale-SOSUCO bekannt gegeben. Diese soll 30.000 Tonnen Zucker im Jahr herstellen und somit ein Fünftel des jährlichen Verbrauchs von 150.000 Tonnen abdecken können.

»Importsubstitution«, also das Ersetzen von Importen durch inländische Produktion, lautet das Schlagwort. Dabei soll möglichst das im Land produziert werden, was dort hergestellt werden kann, auch wenn im selben Warensegment billigere Produkte importiert werden könnten.

Seit der Regierung des Präsidenten Thomas Sankara ist die zentrale Säule dieser Wirtschaftspolitik die Baumwollverarbeitung für den inländischen Markt. Schon die französische Kolonialmacht hat in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts rund um das Nigerbecken Baumwollmonokulturen für die Exportproduktion eingeführt. Zu Textilien verarbeitet wird die Baumwolle dabei allerdings erst im nördlichen Ausland. Selbst der als Grundelement traditioneller Kleidung in ganz Westafrika geltende Waxstoff wird heute in der Region überwiegend aus Hamburg und den Niederlanden importiert.

Mitte der 80er Jahre startete der Sozialist und Panafrikanist Sankara, der von 1983 bis zu seiner Ermordung 1987 regierte, die »Faso Danfani«-Kampagne; ihr Name bedeutet so viel wie »Schurz des Landes« oder »vaterländischer Schurz«. Diese wurde jüngst wieder durch die derzeitige Regierung eingeführt. Dabei geht es um Kleidung aus Baumwolle, die nach alten Webtechniken der Mossi – der stärksten im Land ansässigen Bevölkerungs- und Sprachgruppe – hergestellt wird. An diesem Montag etwa präsentierte die Schülerschaft einer der größten Berufsschulen des Landes, dem Lycée professionnel régional du Centre in der Hauptstadt Ouagadougou, bei einer Vorführung die Danfani-Kleidung. Rund 2.000 von 3.000 Schülern zeigten sich in der in grau-blauen Farben gehaltenen Schulbekleidung. Der Rektor, dessen Äußerungen in mehreren Medien und bei Facebook publiziert wurden, erklärte dazu, das Tragen der Kleidung sei absolut freiwillig, sie stelle keine Schuluniform dar.

Seinerseits besuchte Premierminister Rimtalba Jean Emmanuel Ouédrago am 26. Januar ein Zentrum zur Baumwollverarbeitung. Dabei appellierte er an eine Qualitätssteigerung: »Es stimmt, dass wir dazu aufrufen, lokale Produkte zu verbrauchen, aber es müssen lokale Produkte von Qualität sein.« Anhaltende Probleme in Burkina Faso bleiben das angespannte Verhältnis zwischen der Regierung und der burkinischen CGT und anderen Gewerkschaften – deren Aktionseinheit, Unité d’action syndicale (UAS), trug bei einer Konferenz am 25. Januar teilweise harsche Kritik an hohen Lebenshaltungskosten und autoritären Leitungsmethoden vor. Am 7. Februar nahm die Regierung nach längerer Pause Gespräche mit den Gewerkschaften wieder auf.

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