Kellerkind des Tages: Friedrich Merz
Von Hagen Bonn
Au Backe! Samstag abend im Münchner Löwenbräukeller. Die Abschlusswahlveranstaltung der Unionsparteien stemmt hektoliterweise Maßkrüge in die Luft. Mit dabei: Friedrich Merz. Und wir müssen vorwegschicken, in seinem Poesiealbum klebten schon bessere Einhörner. Hat Frau Merkel noch die Atomkraftwerke abgeschaltet, schaltet er einfach »Links« ab. Merz: »Links ist vorbei. Es gibt keine linke Mehrheit und keine linke Politik mehr in Deutschland. Es ist vorbei.« Und dann jagt der Mann mir einen Riesenschreck ein. Ich sprang sofort vom Sofa auf und hetzte in meine Küche. Warum? Merz sagte nämlich, dass er als nächster Kanzler nur Politik für bestimmte, ausgewählte Menschen machen werde. »Für die Mehrheit, die gerade denken kann. Und die auch noch alle Tassen im Schrank haben.« Und da kann ich die Leser nur ermuntern: Kontrollieren Sie ihre Küchenschränke! Also, ob da ausreichend Tassen herumstehen. Im Notfall, liebe Studenten und Singles, zählt auch das seit Wochen im Becken stehende Schmutzgeschirr. Okay? Gut, weiter im Text, also mit Merz, der konkretisiert, dass er »… nicht für irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt, die da draußen rumlaufen …«, da sei, denn »die haben in der Mehrheit der Bevölkerung nichts zu suchen. Gar nichts.« Bitte lesen Sie den letzten Satz noch einmal. Das ist die Revolution der Mengenlehre! Eine Mehrheit X vermindert sich per Dekret um Y und bleibt trotzdem konstant X. Da hat doch bestimmt das Löwenbräu aus ihm gesprochen? Bei Hitler war’s das Münchner Bürgerbräu. War übrigens auch ein Kellerlokal. Noch einen Keller gibt es heuer bei Christian Lindners Wahlergebnis. Ja, der Herr Merz. Am besten gefiel der mir immer auf Wahlplakaten, dort war er tragbar, hat die Fresse gehalten und war leicht zu entfernen.
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Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (24. Februar 2025 um 09:15 Uhr)Korrigierter Leserbrief: »Links ist vorbei. Es gibt keine linke Mehrheit und keine linke Politik mehr in Deutschland. Es ist vorbei.« Der letzte der das sinngemäß sagte, war Hitler. Merz bestätigt damit übrigens, dass auch die PdL keine linke Politik betreibt, wenn der Talleyrand der deutschen Politik, Gregor Gysi, so schnell mit den Zeitenwenden und von ihm befürworteten Sondervermögen seinen Hals wendet, dass seine gläubigen Wähler vollkommen die Richtungsorientierung verlieren und ihm dafür ein Direktmandat bescheren. Die PdL kündigt zwar linke Politik an. Die ist aber unbezahlbar, wenn die Waffenproduktion und deren Lieferung in Kriegsgebiete, in denen Deutschland nichts verloren hat, so weitergehen. Doch Waffen an die faschistisch infiltrierte Ukraine zu liefern, gilt laut Herrn Ramelow als links. Ohne den Flügel um S. Wagenknecht hätte die PdL bereits damals dem Sondervermögen zugestimmt, was gerade noch verhindert werden konnte. Aber die Störenfriede sind ja nun weg. »Explodierende Mieten stehen für uns ganz oben bei dem, was wir bekämpfen wollen«, sagt die PdL. »Wir kümmern uns um die Probleme.« Das Wahlvolk ist begeistert. Wenn sie dann aber an der Regierung sind, und das kann in Berlin schon bald nach der nächsten Landtagswahl sein, siehe Volksentscheid zur Wohnungsfrage in Berlin. In Berlin ist eben schon am 23. Februar 1. April. Auch wird Herr Lederer zu spät merken, dass sein Austritt voreilig und vollkommen unnötig war, da das »sinkende Schiff« frech weiter fuhr. Das wäre unserem Talleyrand nie passiert. Der blieb immer an Bord und achtete darauf, dass die Segel fein nach dem vorherrschenden Wind ausgerichtet blieben.
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